Umformung von Potenzen in trigonometrische Polynome

 Die Chebychev-Polynome stellen cos(nx) als Polynom in cos(x) dar. Umgekehrt ist es oft von Interesse, eine Potenz cosn(x) oder sinn(x) als trigonometrisches Polynom, d. h. als Linearkombination von cos(kn) und sin(kn), k  ∈  , zu schreiben. Dies wird in der Integrationstheorie sehr nützlich sein, da cos(kn) und sin(kn) sehr leicht zu integrieren sind. Die einfachsten Fälle

cos2(x)  =  1/2  +  1/2 cos(2x),  sin2(x)  =  1/2  −  1/2 cos(2x),

ergeben sich aus cos(2x) = 2 cos2(x) − 1 und dem Satz des Pythagoras. Genauer ist hier 1/2 = 1/2 cos(0) und allgemein a = a cos(0). Weiter gilt (wie gleich klar wird):

cos3(x)  =  14 (3 cos(x) + cos(3x)),  sin3(x)  =  14 (3 sin(x) − sin(3x)),

cos4(x)  =  18 (3 + 4 cos(2x) + cos(4x)),  sin4(x)  =  18 (3 − 4 cos(2x) + cos(4x)).

Allgemeine Formeln lassen sich mit Binomialkoeffizienten (oder der Theorie der Fourier-Reihen) angeben, sie sind aber für die Umrechnung nicht nötig, da wir rekursiv argumentieren können. Für ein gegebenes n ≥ 1 gilt

cosn + 1(x)  =  cos(x) cosn(x).

Wir schreiben nun cosn(x) nach Induktionsvoraussetzung (oder bereits berechneter Formel) als cos(kx)-Linearkombination, k  ∈  . Die Formel

(1)  cos(x) cos(k x)  =  12 (cos((k + 1) x)  +  cos((k − 1) x))

und Ausmultiplizieren liefern cosn + 1(x) als derartige Linearkombination. Der Leser führe dies für cos3(x) und cos4(x) durch, um die Formeln der Tabelle zu finden. Die Überlegung zeigt, dass wir für cosn(x) nur Kosinusterme benötigen, und dass alle Kreisfrequenzen k entweder gerade (im Fall n gerade) oder ungerade sind (im Fall n ungerade).

 Für den Sinus sind die Dinge etwas anders. Wir erhalten nach Induktionsvoraussetzung eine sin(kx)-Darstellung im Fall n ungerade und eine cos(kx)-Darstellung im Fall n gerade (entsprechend der Parität von sinn(x)). Nun ergibt sich aus sinn + 1(x) = sin(x) sinn(x) und den Formeln

(3)  sin(x) cos(kx)  =  12 (sin((k + 1) x)  −  sin((k − 1) x))

(4)  sin(x) sin(kx)  =  12 (cos((k − 1) x)  −  cos((k + 1) x))

eine sin(kx)-Darstellung für n + 1 ungerade und eine cos(kx)-Darstellung im Fall n + 1 gerade. Die Induktionsvoraussetzung bleibt aufrecht.