3.2 Rektifizierbare Kurven
Übung 1
Sei n ≥ 1, und sei h : ℝm → ℝm eine euklidische Isometrie, d. h., es gilt d(h(x), h(y)) = d(x, y) für alle x, y ∈ ℝm und die euklidische Metrik d. Weiter sei f : [ a, b ] → ℝm eine rektifizierbare Kurve. Zeigen Sie, dass g = h ∘ f eine rektifizierbare Kurve ist und dass L(g) = L(f).
Übung 2
Sei f : [ a, b ] → ℝ derart, dass die zugeordnete Kurve gf : [ a, b ] → ℝ2, g(t) = (t, f (t)) für alle t ∈ [ a, b ] rektifizierbar ist und dass die Umkehrfunktion h = f −1 existiert. Zeigen Sie, dass die h zugeordnete Kurve gh rektifizierbar ist und dass L(gf) = L(hf).
Übung 3
Zeigen Sie, dass die Länge einer rektifizierbaren Kurve nicht von ihrer Parametrisierung abhängt.
Übung 4
Zeigen Sie, dass die Länge einer fast injektiven rektifizierbaren Kurve f : [ a, b ] → ℝm nur von ihrer Spur abhängt, d. h., ist g : [ c, d ] → ℝm fast injektiv und ist Bild(f) = Bild(g), so ist L(f) = L(g).
Übung 5
Seien f : [ a, b ] → ℝm und g : [ b, c ] → ℝm Kurven. Sei h : [ a, c ] → ℝm definiert durch h(t) = f (t) für t ∈ [ a, b ] und h(t) = g(t) für t ∈ [ c, d ]. Zeigen Sie, dass h genau dann rektifizierbar ist, wenn f und g rektifizierbar sind, und dass dann L(h) = L(f) + L(g).
Übung 6
Sei f : [ a, b ] → ℝm eine rektifizierbare Kurve. Weiter seien s ∈ ℝ, v ∈ ℝm und g : [ a, b ] → ℝm definiert durch
g(t) = s f (t) − v. für alle s ∈ [ a, b ].
Zeigen Sie, dass g rektifizierbar ist mit L(g) = |s| L(f).
Übung 7
Sei a > 0, und sei f : [ − a, a ] → ℝm eine Kurve derart, dass f|[ 0, a ] rektifizierbar ist. Für alle 1 ≤ j ≤ m gebe es ein σj ∈ { −1, 1 }, sodass gilt:
f (−t)j = σj f (t)j für alle t ∈ [ − a, a ].
Zeigen Sie, dass f rektifizierbar ist und dass L(f) = 2 L(f|[ 0, a ]).
Übung 8
Geben Sie eine stetige Funktion g : [ 0, 1 ] → [ 0, 1 ] an, sodass für den parametrisierten Graphen
f : [ 0, 1 ] → ℝ2, f (t) = (t, g(t)) für alle t ∈ [ 0, 1 ],
der Funktion gilt:
(a) | f|[ 0, b ] ist rektifizierbar für alle b < 1, |
(b) | f ist nicht rektifizierbar. |
Übung 9
Zeigen Sie mit Hilfe des Berechnungssatzes für stetig differenzierbare Kurven und der Kettenregel die Invarianz der Länge einer Kurve unter einer stetig differenzierbaren Parametertransformation.
Übung 10
Sei c ∈ ℝ, c ≠ 0. Weiter sei f : [ a, b ] → ℝ2 definiert durch
f (t) = e(c + i) t für alle t ∈ [ a, b ].
(a) | Skizzieren Sie f für c = 2π, a = −2π, b = 2π. |
(b) | Berechnen Sie L(f). |
Übung 11
Wir betrachten die Kurve f : [ −π/2, 3π/2 ] → ℝ2 mit
f (t) = |cos(t)| (cos(t), sin(t)) für alle t ∈ [ −π/2, 3π/2 ].
(a) | Skizzieren Sie die Spur von f und machen Sie deutlich, wie die Spur durchlaufen wird. |
(b) | Berechnen Sie L(f) mit Hilfe der Längenformel. |
(c) | Weisen Sie die augenfällige und durch die Berechnung in (b) nahegelegte geometrische Form der Spur von f nach. |
Übung 12
Sei c > 0. Die Neilsche Parabel zum Parameter c auf [ −1, 1 ] ist die Kurve f : [ −1, 1 ] → ℝ2 mit
f (t) = (t2, c t3) für alle t ∈ [ −1, 1 ].
(a) | Skizzieren Sie f (Spur und zeitlicher Verlauf) für c = 1, 2, 3. |
(b) | Berechnen Sie L(f) in Abhängigkeit von c mit der Längenformel. |
(c) | Welche Länge ergibt sich numerisch für c = 1? Vergleichen Sie den Wert mit 2 und interpretieren Sie das Ergebnis. |
Übung 13
Berechnen Sie, für 0 < a < b, die Länge des Graphen der Wurzelfunktion auf [ a, b ]. Existiert die Länge auch für a = 0 und b > 0?
Übung 14
Berechnen Sie, für 0 < a < b, die Länge des Graphen der Logarithmusfunktion log auf [ a, b ].
Übung 15
Seien 0 < a < b. Zeigen Sie, dass
∫ba dx = ∫log(b)log(a) dx.
Wie lässt sich diese Identität im Hinblick auf Kurven interpretieren?
Übung 16
Begründen Sie die analytische Darstellung
f (t) = e− i (t + π/2) + (t, 1) = − i e−i t + (t, 1) = (t − sin(t), 1 − cos(t))
der Zykloide f : [ 0, 2π ] → ℝ2.
Übung 17
Sei α ∈ ℝ. Wir markieren den Punkt (0, 1 − α) ∈ ℝ2 und verbinden ihn fest mit dem Mittelpunkt (0, 1) des auf dem Nullpunkt aufliegenden Einheitskreises. Nun rollen wir den Kreis entlang der x-Achse gleichmäßig ab. Dabei beschreibt der markierte Punkt eine Kurve f : [ 0, 2π ] → ℝ2. (Die Zykloide entspricht dem Fall α = 1.)
(a) | Skizzieren Sie die Bahn von f für α = 1/2 und α = 3/2. |
(b) | Geben Sie eine analytische Darstellung der Kurve f. |
Übung 18
Zeigen, Sie, dass das folgende Analogon zum Mittelwertsatz bereits für Funktionen f : [ a, b ] → ℝ2 im Allgemeinen nicht gilt:
Es gibt ein p ∈ [ a, b ] mit f ′(p) = f (b) − f (a)b − a.
Übung 19
Wir definieren ein zweidimensionales Vektorfeld g : ℝ2 → ℝ2 durch
g(x, y) = (y, x − y).
(a) | Skizzieren Sie g. |
(b) | Berechnen Sie die Kurvenintegrale zweiter Art für einige Kurven von [ 0, 0 ] nach [ 1, 1 ] Ihrer Wahl. Was stellen Sie fest? |