Produkte von metrischen Räumen
Eine wichtige allgemeine Konstruktionsmethode für metrische Räume ist die Produktbildung. Sind (X1, d1), …, (Xn, dn) metrische Räume, so können wir auf dem kartesischen Produkt X = X1 × … × Xn mit Hilfe von d1, …, dn verschiedene Metriken definieren, sog. Produktmetriken. Die folgende Definition stellt zwei Möglichkeiten vor.
Definition (Metrisierung endlicher Produkte)
Sei n ∈ ℕ, und seien (Xk, dk) metrische Räume für 1 ≤ k ≤ n. Weiter sei
X = X1 × … × Xn = { (x1, …, xn) | xk ∈ Xk für alle 1 ≤ k ≤ n }.
Dann setzen wir für alle x = (x1, …, xn), y = (y1, …, yn) ∈ X:
dmax(x, y) = max1 ≤ k ≤ n dk(xk, yk),
dσ(x, y) = ∑1 ≤k ≤ n dk(xk, yk).
Wir nennen dmax die Maximumsmetrik und dσ die Summenmetrik der Metriken d1, …, dn. Weiter schreiben wir
(X, dmax) = ∏max1 ≤ k ≤ n (Xk, dk) bzw. (X, dσ) = ∏σ1 ≤ k ≤ n (Xk, dk).
Man weist leicht nach, dass dmax und dσ Metriken auf X sind. Die Konstruktion liefert also metrische Räume (X, dmax) und (X, dσ).
Beispiele
(1) | Die Metriken dmax und dσ aus Beispiel 4 sind die Maximums- bzw. Summenmetrik der Räume (Xk, dk) = (ℝ, d) für alle 1 ≤ k ≤ n, mit der euklidischen Metrik d auf ℝ. |
(2) | Sei X eine Menge, und sei d die diskrete Metrik auf X. Weiter sei n ∈ ℕ. Dann gilt für alle (x1, …, xn), (y1, …, yn) ∈ Xn: dσ((x1, …, xn), (y1, …, yn)) = | { k | xk ≠ yk } |. Damit ist also dmax die diskrete Metrik auf Xn, während die Metrik dσ zählt, an wievielen Koordinaten sich zwei n-Tupel unterscheiden. |
Im Ausblick zu diesem Kapitel werden wir auch unendliche Produkte von metrischen Räumen einführen. Hier wenden wir uns nun weiteren Konstruktionen zu, die Metriken aus geometrischen Strukturen gewinnen.