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Die Cantor-Menge
In Kapitel 2. 1 haben wir die Cantor-Menge als Schnitt über Mengen Cn eingeführt, die durch Entfernung von mittleren Drittelintervallen definiert waren:
C = ⋂n Cn.
Wir haben erwähnt, dass C = C* gilt, wobei
C* = | { x ∈ [ 0, 1 ] | x besitzt eine 3-adische Darstellung, in der nur die Ziffern 0 und 2 vorkommen } = |
{ ∑k ≥ 1 ak/3k | (ak)k ≥ 1 ist eine Folge in { 0, 2 } }. |
Diese 3-adische Darstellung der Cantor-Menge wollen wir nun untersuchen.
Ergänzungsübung 1
Geben Sie Beispiele für 3-adische Darstellungen, die Elemente von C* bzw. keine Elemente von C* sind. Achten Sie dabei auf die Zweideutigkeit der Darstellungen.
Ergänzungsübung 2
Argumentieren Sie anhand von von Diagrammen, warum
(a) C* ⊆ C, (b) C ⊆ C*.
Ergänzungsübung 3
Wir haben mit Hilfe der Schnittdefinition gezeigt:
(a) | C ist perfekt. |
(b) | C ist überabzählbar. Genauer gilt |C| = |ℝ|. |
(c) | C enthält kein Intervall [ a, b ] mit a < b. |
Beweisen Sie diese Eigenschaften unter Verwendung der 3-adischen Darstellung der Cantor-Menge. Vergleichen Sie die Argumente mit denen des ursprünglichen Beweises.
Es ist instruktiv, auch das offene Komplement von C zu betrachten:
Ergänzungsübung 4
Betrachten Sie die offene Menge U = ℝ − C und die Zerlegung von U in abzählbar viele offene paarweise disjunkte nichtleere Mengen. Welche Eigenschaften hat diese Zerlegung? Wie lässt sich die Anordnung der Intervalle beschreiben?
Die Konstruktion der Cantor-Menge lässt sich vielfach variieren. Nicht immer entstehen dabei Riemann-integrierbare Indikatorfunktionen:
Ergänzungsübung 5
Definieren Sie in Analogie zur Definition der Mengen Cn abgeschlossene Intervalle Dn, indem sie aus D0 = [ 0, 1 ] wiederholt gewisse offene Mittelintervalle entfernen, deren Länge nun nicht mehr notwendig ein Drittel der Länge des betrachteten Intervalls sein muss. Welche Eigenschaften hat die Menge D = ⋂n ∈ ℕ Dn? Wann ist 1D : [ 0, 1 ] → ℝ Riemann-integrierbar? An welchen Stellen ist 1D unstetig?
Ergänzungsübung 6
Ordnen Sie jedem entfernten Drittelintervall der Konstruktion der Cantor-Menge eine endliche (evtl. leere) Folge in { −1, 1 } zu und definieren Sie mit Hilfe dieser Folgen den Wert, den die Cantor-Funktion auf einem dieser Intervalle konstant annimmt.
Ergänzungsübung 7
Wir haben angegeben, dass sich die Cantor-Funktion auch durch
f(∑k ≥ 1ak3k) = ∑k ≥ 1 bk2k für alle Folgen (ak)k ≥ 1 in { 0, 1, 2 }.
darstellen lässt, wobei die bk-Folge aus der ak-Folge durch Nullsetzen nach der ersten 1 gefolgt von einem Ersetzen jeder 2 durch eine 1 entsteht. Zeigen Sie, dass diese Definition gleichwertig ist zu:
f (x) = 12n + ∑1 ≤ k < nak/22k, | für x = ∑k ≥ 1 ak3k, an = 1, ak ≠ 1 für k < n, |
f (x) = ∑k ≥ 1ak/22k, | für x = ∑k ≥ 1ak3k, ak ∈ { 0, 2 } für alle k. |
Zeigen Sie nun, dass diese Darstellungen die Cantor-Funktion definieren.