Die Normalparabel

Definition (Normalparabel)

Die komplexe Normalparabel sq :    ist definiert durch

sq(z)  =  z2  für alle z  ∈  .

Hier steht „sq“ für „square“. Es ist nützlich, einen Funktionssymbol für die Parabel zu haben. Alternativ können wir (·)2 :    schreiben oder den Term z2 als Funktion (mit maximalem Defintionsbereich ) behandeln.

 Die Funktion sq ist nicht injektiv. Es gilt sq(z) = sq(−z) für alle z  ∈  . Die Nullstelle 0 der Funktion ist doppelt.

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Die komplexe Normalparabel sq :    mit sq(z) = z2.

 Durchlaufen wir den Einheitskreis bei Start in 1 gegen den Uhrzeigersinn, so durchlaufen wir das Farbspektrum zweimal. Auf der negativen reellen Achse sind wir wieder bei rot angekommen. Die Farben sind punktsymmetrisch zum Ursprung, wie es wegen f (z) = f (−z) ja auch sein muss. Das Farbspektrum wird vollständig ausgeschöpft. Dies entspricht der Existenz von Quadratwurzeln in . Für jedes z  ∈   gibt es ein w  ∈   mit w2 = z. Es gilt dann f (w) = f (−w) = z. Dies zeigt, dass die Funktion sq surjektiv ist − im Gegensatz zur reellen Normalparabel, die auf  definiert ist, aber nur Werte in [ 0, ∞ [ annimmt. Komplexe Quadratwurzeln werden wir gleich noch genauer betrachten.

 Interessant ist auch das Vektorfeld der Funktion:

cana1-AbbIDcomplex_parabobla_1vec

Die komplexe Normalparabel sq als Vektorfeld

 Das vektorfeld zeigt ebenfalls die Punktsymmetrie und die entsprechende mangelnde Injektivtät der Funktion. Auf dem Achsenkreuz (und nur dort) sind die Vektoren waagrecht: Genau dort ist sq(z) reell. Senkrechte Vektoren finden sich auf den beiden Winkelhalbierenden (und nur dort). Genau dort ist sq(z) rein imaginär. Auf einem Kreis Kr sind die Farben der Vektoren konstant, da dort |sq(z)| konstant gleich r2 ist.

 In kartesischen und Polarkoordinaten gilt

sq((x, y))  =  (x + i y)2  =  x2 − y2 + i 2 x y  =  (x2 − y2, 2 x y),

sq((r, φ)polar)  =  (r2, 2φ)polar.

Geometrisch ist das komplexe Quadrieren ein Quadrieren der reellen Längen und ein Verdoppeln der Winkel. Es gibt wohl keine schönere Erklärung von „i2 = −1“ als diese: Der zweite kanonische Einheitsvektor i = (0, 1) wird beim Quadrieren einfach um π/2 gedreht. Allgemein ist der Einheitskreis

K1  =  { z  ∈   | |z| = 1 }

abgeschlossen unter der Quadratur: Für jedes z  ∈  K1 ist z2 wieder ein Element von K1. Auf K1 ist sq die Winkelverdopplung. Auch hier hat die mangelnde Injektivität eine anschauliche Erklärung: Die Verdopplung von φ und φ + π führt zu 2φ bzw. 2φ + 2π. Modulo 2π sind diese Winkel gleich.