Abelisierung
Führen wir in der freien Gruppe L(a1, …, an) eine weitere Regel ein, nämlich die Vertauschungsregel
„a b = b a für alle a, b ∈ { a1, …, an, a1−1, …, an−1 }“,
so erhalten wir eine abelsche Gruppe. Diese Gruppe ist isomorph zur Gruppe ℤn mit der punktweisen Addition und 0 = (0, …, 0) als neutralem Element.
Anschaulich besagt die Regel: Aufeinanderfolgende Zeichen eines Worts dürfen vertauscht werden. Durch mehrfache Anwendung können wir gleiche Zeichen gruppieren, wodurch Reduzierungen möglich werden. Durch die Regel entstehen Wörter der Normalform a1j1 … anjn mit (j1, …, jn) ∈ ℤn. Der Isomorphismus lässt sich ablesen.
Beispiel
Aus dem Wort a b a c−2 b−1 c−1 wird mit der Vertauschungsregel das Wort a2 c−3, das wir in ℤ3 in der Form (2, 0, − 3) notieren können.
Algebraisch äquivalent zur Vertauschungsregel ist die Bildung der Faktorgruppe G/[ G, G ] mit G = L(a1, …, an). Dabei ist für jede Gruppe G die Kommutator-Untergruppe [ G, G ] definiert durch
[ G, G ] = { [ a, b ] | a, b ∈ G }, wobei [ a, b ] = a b a−1 b−1 für alle a, b ∈ G.
Diese Untergruppe ist der kleinste Normalteiler H von G, für den die Faktorgruppe G/H kommutativ ist. Die Bildung von G/[ G, G ] wird deswegen auch als Abelisierung von G bezeichnet. Die Konstruktion ist für jede Gruppe G durchführbar. In unserem Fall G = L(a1, …, an) entspricht sie der Einführung der Vertauschungsregel für Wörter.
Die Abelisierung ist für die Integration ebenso natürlich wie bedeutsam: Nach der Aufspaltungsregel können wir ein Integral über einen Weg γ1 … γn immer als Summe der Integrale über die Teilwege γ1, …, γn schreiben, sodass sich hier die Summennotation γ1 + … + γn anbietet. Die Reihenfolge spielt keine Rolle. Wir können γ1, …, γn als Menge von geschlossenen Wegen auffassen, die wir − unter anderem − der Integration übergeben können. Beim Homologie-Begriff werden wir hierauf zurückkommen.