Berechnung von Integralen

 Die Integralformel stellt eine holomorphe Funktion f in der Variablen z als Integral mit z als Parameter dar. Fixieren wir ein z, so können wir die Formel zur Berechnung von Integralen verwenden. Umstellung und Umbenennung der Variablen zeigt:

Satz (Integralformel, Berechnungsform)

Seien f : P   holomorph, U = Ur(p) ⊂ ⊂ P und w0  ∈  U. Dann gilt

∂U f (z)z − w0 dz  =  2 π i f (w0).

 Ein typisches Beispiel ist:

Beispiel

Sei g :  − { i, − i }   definiert durch

g(z)  =  2 sin(z)z2 + 1  für alle z ≠ i, − i.

Sei U = U2(0). Durch Partialbruchzerlegung und Anwendung der Integralformel auf f (z) = 2 sin(z) erhalten wir (mit sin(i) = i sinh(1)):

∂U g(z) dz =  ∂U − i sin(z)z − i dz  +  ∂U i sin(z)z − (− i) dz
=  2π i (− i) sin(i)  +  2π i i sin(− i)  =  4π sin(i)
=  4π i sinh(1)  =  2π i (e + 1/e).

Allgemein gilt:

Satz (Einheitswurzelintegrale)

Sei f : P   holomorph, und sei r > 1 mit U = Ur(0) ⊂ ⊂ P. Weiter sei n ≥ 1 und ζk = exp(k 2πi/n) für k = 0, …, n − 1. Dann gilt

∂U f (z)zn − 1 dz  =  2π in k < n ζk f k).

Der Beweis wird durch Partialbruchzerlegung von 1/(zn − 1) geführt und mit der im Kapitel über rationale Funktionen gefundenen Formel hierzu recht einfach (Übung). Im Fall f = 1 ist das Integral gleich 2πi für n = 1 und gleich 0 für n > 1 (Summe der Einheitswurzeln), in Übereinstimmung mit dem Hauptbeispiel.

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Illustration zu Einheitswurzelintegralen für den „Gauß-Fall“ n = 17. Die Einheitswurzeln sind die Pole von 1/(zn − 1).

Beispiel

Für f (z) = z, n = 2 und U = Ur(0) mit r > 1 erhalten wir:

∂U zz2 − 1 dz  =  π i (1 + (−1)2)  =  2 π i.

Der Integrand hat keine Stammfunktion in U.

 Die systematische Integralberechnung durch Sammeln der (−1)-Koeffizienten im Inneren eines Weges ist das Thema des Residuenkalküls. Wir kommen in einem eigenen Kapitel darauf zurück.