Komplexe Multiplikation und Matrizen

 Sei c = (a, b)  ∈   fest gewählt. Die komplexe Zahl c ist im Folgenden der linke Faktor der Multiplikation in . Wir wählen c, um z als Variable für den zweiten Faktor zur Verfügung zu haben.

 Die Abbildung fc : 2  2 mit

fc(z)  =  c z  für alle z  ∈  2(Multiplikation mit Linksfaktor c)

ist ein Endomorphismus des -Vektorraumes 2 (und für c ≠ 0 sogar ein Automorphismus). Die darstellende Matrix Ac von fc (bzgl. der Standardbasis) erhalten wir, indem wir die Bilder von (1, 0) und (0, 1) unter fc als Spalten in eine Matrix schreiben. Mit

fc((1, 0))  =  c 1  =  c  =  (a, b),  fc((0, 1))  =  c i  =  i c  =  (− b, a)

ergibt sich:

Darstellende Matrix der Multiplikation, I

Die Multiplikation fc wird dargestellt durch

Ac  =  (c; i c)  =  abba.

Es gilt det(Ac) = a2 + b2 = r2 mit r = |c|. Ist c = 0, so ist Ac die Nullmatrix. Ist (a, b) ≠ 0, so gilt

Ac  =  r Bc

mit einer orthogonalen Matrix Bc  ∈  2 × 2 mit der Determinante 1. Damit ist Bc eine Rotation, und genauer ist der Winkel der Rotation das Argument von (a, b). Damit erhalten wir:

Darstellende Matrix der Multiplikation, II

Die Multiplikation fc wird für c = (r, φ)polar dargestellt durch

Ac  =  r rotφ  =  r cosφsinφsinφcosφ.

 Die Multiplikation einer komplexen Zahl z mit c = (r, φ)polar erhalten wir also, indem wir z um φ rotieren und mit r skalieren. Die Multiplikation mit z ist eine Drehstreckung (mit Zentrum 0). Dies ist äquivalent zur geometrischen Multiplikationsregel (die im Fall c = 0 trivial ist).

 Die Version II gilt auch für c = 0 mit r = 0 und φ = 0. Geometrisch liegt dann aber keine Drehstreckung vor, sondern eine „Implosion“ der Ebene auf den Nullpunkt. Zwischen „c ≠ 0“ und „c = 0“ liegen Welten.

Beispiel

Sei c = (1, 1). Dann gilt c = (2, π/4)polar. Die Multiplikation mit c ist eine Drehung um π/4 gefolgt von einer Streckung um 2. Die darstellende Matrix ist (in beiden Formen)

Ac  =  1111  =  2  rotπ/4  =  2cosπ/4sinπ/4sinπ/4cosπ/4.

Die Formeln cos(π/4) = sin(π(4) = 1/2 = 2/2 fallen mit ab.

Konforme Matrizen

In der linearen Algebra zeigt man, dass die reellen (2 × 2)-Matrizen der Form ((a, b), (−b, a)) mit (a, b) ≠ 0 genau die winkeltreuen orientierungserhaltenden Matrizen sind, d. h. es gilt ∡(v, w) = ∡(Av, Aw) für alle v, w ≠ 0 und det(A) > 0. Diese Matrizen heißen konform. Die Menge { Ac | c  ∈  * } der konformen Matrizen ist eine Untergruppe der Gruppe GL(2, ) der invertierbaren Matrizen in 2 × 2. Es gilt (wie immer)

Ac Ad  =  Ac d  für alle c, d  ∈  *.

 Die Matrizen-Menge

{ Ac | c  ∈   }  =  { ((a, b); (−b, a)) | a, b  ∈   }  ⊆  2 ×2

(einschließlich der Null-Matrix) erlaubt eine rein algebraische Beschreibung:

Satz (Charakterisierung der -linearen Abbildungen)

Sei A = ((a, b); (a′, b′))  ∈  2 × 2. Dann sind äquivalent:

(a)

A : 2  2 ist -linear (als Abbildung von  nach ), d. h.

A (λ1w1 + λ2w2)  =  λ1 A w1  +  λ2 A w2  für alle λ1,2, w1,2  ∈  .

(b)

Es gilt a′ = − b und b′ = a (d. h. A ist konform oder die Null-Matrix).

Beweis

(a) impliziert (b):

Ist A als Abbildung -linear, so gilt

(a′, b′)  =  A (0, 1)  =  A (i (1, 0))  =  i A(1, 0)  =  i (a, b)  =  (− b, a).

Damit gilt a′ = − b und b′ = a.

(b) impliziert (a):

Sei A = ((a, b); (−b, a)). Dann ist A = Ac mit c = (a, b), sodass A die Links-Multiplikation mit c ist. Diese Multiplikation ist aufgrund der Körperaxiome -linear, woraus die Behauptung folgt.