2.6 Untergruppen
Definition (Untergruppe)
Sei (G, ∘) eine Gruppe, und sei H ⊆ G. Dann heißt H eine Untergruppe von G, falls H zusammen mit der Operation von G eine Gruppe bildet, d. h. falls (H, ∘|H2) eine Gruppe ist.
Illustration des Untergruppenkriteriums: Eine nichtleere Teilmenge H einer Gruppe ist genau dann eine Untergruppe, wenn für je zwei Elemente a und b in H auch a ∘ b−1 ein Element von H ist.
Zu jeder algebraischen Struktur gibt es Unterstrukturen, und wir könnten auch Unterhalbgruppen und Untermonoide betrachten. Wir beschränken uns hier auf Gruppen.
Ist (H, ∘|H2) eine Gruppe, so gilt ∘|H2 : H2 → H und damit
a ∘ b ∈ H für alle a, b ∈ H.
Eine Untergruppe H ist also abgeschlossen unter ∘ (vgl. 1. 8).
Je nach Kontext fassen wir eine Untergruppe H von G als Teilmenge von G oder als vollwertige Gruppe auf.
Beispiele
Wir betrachten die abelsche Gruppe (ℤ, +).
(1) | H = { 2a + 1 | a ∈ ℤ } ist nicht abgeschlossen unter +, da 1 + 1 ∉ H. Also ist +|H2 keine Operation auf H und damit H keine Untergruppe von ℤ. |
(2) | ℕ ⊆ ℤ ist abgeschlossen unter +, da n + m ∈ ℕ für alle n, m ∈ ℕ. Aber ℕ ist keine Untergruppe von ℤ, da (ℕ, +) keine Gruppe ist. |
(3) | H = { 2a | a ∈ ℤ } ist abgeschlossen unter +. Die Operation + ist nach wie vor assoziativ, 0 ∈ H ist neutral und −2a ∈ H ist invers zu 2a ∈ H. Also ist H eine Untergruppe von ℤ. |
Das folgende Kriterium erleichtert den Nachweis, ob eine Menge H ⊆ G eine Untergruppe bildet oder nicht.
Untergruppenkriterium
H ⊆ G ist genau dann eine Untergruppe von G, wenn gilt:
(UG1) H ≠ ∅.
(UG2) Für alle a, b ∈ H ist a ∘ b−1 ∈ H.
Beispiele
(1) | ℤ ist eine Untergruppe von (ℚ, +), ℚ ist eine Untergruppe von (ℝ, +) und ℝ ist eine Untergruppe von (ℂ, +). |
(2) | Für jede Gruppe G sind { e } und G die sog. trivialen Untergruppen von G. |
(3) | { (x1, x2, 0) | x1, x2 ∈ ℝ } ist eine Untergruppe von (ℝ3, +). |
(4) | Wir betrachten noch einmal die Gruppe (ℤ, +). Sei m ∈ ℕ und mℤ = { m a | a ∈ ℤ } = { a m | a ∈ ℤ } = ℤm die Menge der ganzzahligen Vielfachen von m. Dann ist mℤ ≠ ∅ und es gilt a m − b m = (a − b)m ∈ m ℤ für alle a m, b m ∈ mℤ. Nach dem Untergruppenkriterium ist also mℤ eine Untergruppe von (ℤ, +). Man kann zeigen, dass alle Untergruppen von (ℤ, +) von der Form mℤ sind. Die Beweisidee ist: Ist H ≠ { 0 } eine Untergruppe von (ℤ, +), so setzen wir m = min a ∈ H, a ≠ 0 |a|. Aus den Abgeschlossenheitseigenschaften von H folgt a m ∈ H für alle a ∈ ℤ. Also ist mℤ ⊆ H. Eine Division mit Rest zeigt, dass es kein b ∈ H − mℤ gibt: Ansonsten wäre b = a m + c für ein 0 < c < m und damit c = b − am ∈ H. Also ist H = mℤ. |
(5) | Seien G eine Gruppe und a ∈ G. Dann ist der Abschluss 〈 a 〉 = { an | n ∈ ℤ } der Menge { a } unter der Gruppenoperation eine Untergruppe von G (vgl. 1. 8). Denn es gilt a0 = e ∈ 〈 a 〉 und für alle an, bm ∈ 〈 a 〉 ist an ∘ (am)−1 = an ∘ a−m = an − m ∈ 〈 a 〉. |
Allgemein definieren wir (mit den Begriffsbildungen aus 1. 8):
Definition (erzeugte Untergruppe, zyklisch)
Sei G eine Gruppe und A ⊆ G. Dann heißt der Abschluss 〈 A 〉 von A unter ∘ die von A erzeugte Untergruppe. Gilt G = 〈 A 〉, so wird G von A erzeugt. G heißt zyklisch, falls G von einem Element a erzeugt wird, d. h., es gibt ein a mit 〈 a 〉 = G.
Jede zyklische Gruppe G = 〈 a 〉 ist abelsch, da an am = am + n = am an für alle n, m ∈ ℤ.
Beispiele
(1) | Für (ℤ, +) und m ∈ ℕ gilt 〈 m 〉 = 〈 −m 〉 = { a m | a ∈ ℤ } = mℤ. |
(2) | Die Kleinsche Vierergruppe V = { e, a, b, c } ist abelsch, aber nicht zyklisch, da 〈 e 〉 = { e }, 〈 a 〉 = { e, a }, 〈 b 〉 = { e, b }, 〈 c 〉 = { e, c }. |