5.4 Darstellende Matrizen für beliebige Basen
Definition (darstellende Matrix bzgl. zweier Basen)
Seien V, W endlich-dimensionale K-Vektorräume, 𝒜 = (v1, …, vn), ℬ = (w1, …, wm) Basen von V bzw. W und f : V → W linear.
Dann ist die f bzgl. der Basen 𝒜 und ℬ darstellende Matrix
A = A𝒜, ℬf = „Af bzgl. 𝒜, ℬ“
definiert als
∈ Km × n,
mit der Koordinatenabbildung
Φℬ : W → Km.
Für A = Af bzgl. 𝒜, ℬ und die Koordinatenabbildungen Φ𝒜 und Φℬ (vgl. 3. 6, 4. 9) gilt
f = Φ−1ℬ ∘ fA ∘ Φ𝒜.
Die Matrix A rechnet die Koordinaten um.
Die Multiplikation entspricht der Komposition: Für A = Af bzgl. 𝒜, 𝒞 und B = Ag bzgl. 𝒞, ℬ gilt B A = Ag ∘ f bzgl. 𝒜, ℬ.
Die Matrix A berechnet, gegeben die 𝒜-Koordinaten x ∈ Kn von v ∈ V, die ℬ-Koordinaten Ax ∈ Km von f (v) ∈ W. Ihre Definition lautet in Kurzform:
Die Spalten von A sind die ℬ-Koordinaten der Bilder der Basisvektoren in 𝒜.
Die Matrix A lässt sich aufstellen, wenn wir die Vektoren f (vj) als Linearkombinationen bzgl. ℬ schreiben:
f (v1) = a11 w1 + … + am1wm,
… |
f (vn) = a1n w1 + … + amnwm.
Die Darstellung von f (v1) liefert die erste Spalte von A, die Darstellung f (v2) die zweite Spalte von A usw. Der Leser vergleiche den allgemeinen Darstellungssatz in 4. 7.
Die Definition von A𝒜, ℬf verallgemeinert die Definition von Af aus 5. 2. Dort hatten wir V = Kn, W = Km und die Standardbasen betrachtet. Die Koordinatenabbildungen sind in diesem Fall die Identitäten.
Wir erhalten:
Isomorphie von Matrizen und linearen Abbildungen, allgemeine Form
Für V, W, 𝒜, ℬ wie oben ist die Abbildung Ψ : Hom(V, W) → Km × n mit
Ψ(f) = „Af bzgl. 𝒜, ℬ“ für alle linearen f : V → W
ein Isomorphismus mit Ψ−1(A) = Φ−1ℬ ∘ fA ∘ Φ𝒜 für alle A ∈ Km × n.
Beispiel
Im ℝ2 seien v1 = (1, 1) und v2 = (1, 2). Wir betrachten die durch f (v1) = e1, f (v2) = e2 eindeutig definierte lineare Abbildung f : ℝ2 → ℝ2. Es gilt
Af = bzgl. (v1, v2), (e1, e2), da f (v1) = e1 + 0e2, f (v2) = 0e1 + e2,
Af = bzgl. (v1, v2), (v1, v2), da f (v1) = 2v1 − v2, f (v2) = −v1 + v2.
Die Definition „Af bzgl. 𝒜, ℬ“ trägt der Gleichberechtigung aller Basen Rechnung. Folgende Überlegung zeigt jedoch, dass wir eine beliebig vorgegebene Abbildung f sehr einfach darstellen können, wenn wir die Basen 𝒜 und ℬ geschickt wählen:
Die Normalformdarstellung
Sei f : V → W linear, und seien v1, …, vr ∈ V derart, dass w1 = f (v1), …, wr = f (vr) eine Basis des Unterraums Bild(f) von W bilden. Wir ergänzen nun die vj zu einer Basis 𝒜 = (v1, …, vn) von V, indem wir eine Basis (vr + 1, …, vn) von Kern(f) anfügen (ist r = n, so entfällt dieser Schritt). Weiter ergänzen wir die wi beliebig zu einer Basis ℬ = (w1, …, wm) von W. Dann gilt nach Konstruktion
Φℬf (v1) = e1, …, Φℬf (vr) = er, Φℬf(vr + 1) = … = Φℬf (vn) = 0.
Damit gilt bzgl. 𝒜, ℬ
Af = ∈ Km × n, wobei r = dim(Bild(f)). (Normalformdarstellung)
Ist f : V → W ein Isomorphismus, so ist die darstellende Matrix gleich En.
Dies motiviert:
Definition (äquivalente Matrizen)
Zwei Matrizen A, A′ ∈ Km × n heißen äquivalent, falls sie bzgl. geeigneter Basen dieselbe Abbildung darstellen, d. h., falls es K-Vektorräume V, W mit n = dim(V), m = dim(W), ein lineares f : V → W und Basen 𝒜, 𝒜′ von V und ℬ, ℬ′ von W gibt mit
A = Af bzgl. 𝒜, ℬ, A′ = Af bzgl. 𝒜′, ℬ′.
Für alle m, n liegt (wie der Name suggeriert) eine Äquivalenzrelation auf Km × n vor. Ein vollständiges Repräsentantensystem wird gegeben durch
0 = , , , …, ∈ Km × n, mit k = min(m, n).