Sektorflächen von Hyperbeln

 Mit Hilfe des Hyperbel-Integrals können wir die Area-Funktionen geometrisch als Flächen interpretieren (und damit die Namensgebung motivieren). Wir betrachten hierzu die Standardparametrisierung g :   2 mit

g(t)  =  (x(t), y(t))  =  (a cosh t, b sinh t)  für alle t  ∈  

des rechten Astes einer Hyperbel Ha, b. Ist t0 ≥ 0 beliebig und

P0  =  (x0, y0)  =  (a cosh t0, b sinh t0)

der zugehörige Punkt auf der Hyperbel Ha, b, so ergibt das Integral (+) für die obere Grenze y0 = b sinh t0 die Fläche

ar(t0) =  a sinh t0 b2+b2sinh2t0  +  a b arsinh(sinh t0)
=  a b sinh t0 1+sinh2t0  +  a b t0
=  a b (sinh t0 cosh2t0  +  t0)(cosh t0 ≥ 0)
=  a b (sinh t0 cosh t0  +  t0)

Diese Formel wird einfacher, wenn wir die überstrichene Fläche der Kurve g(t) im Zeitintervall [ −t0, t0 ] betrachten, also einen Hyperbelsektor. Hierzu müssen wir von der Integral-Fläche ar(t0) zwei Dreiecksflächen abziehen, nämlich die Flächen der kongruenten Dreiecke 0 (0, y0) P0 und 0 (0, −y0) (x0, −y0). Diese Dreiecke haben jeweils die Fläche

1/2 x0 y0  =  a b/2 cosh t0 sinh t0.

Damit berechnet sich die von der Kurve g im Intervall [ −t0, t0 ] überstrichene Fläche zu

arg(t0)  =  ar(t0)  −  a b cosh t0 sinh t0  =  a b t0

Für die Einheitshyperbel H1, 1 ergibt sich einfach t0. Damit haben wir gezeigt:

Überstrichene Fläche der Hyperbel-Parametrisierung

Die Parametrisierung g(t) = (cosh t, sinh t) von H1,1 überstreicht in der Zeit [ −t0, t0 ] die Fläche t0. Für Ha, b ergibt sich die Fläche a b t0.

Dies gilt in Analogie zum Kreis:

Überstrichene Fläche der Kreis-Parametrisierung

Die Parametrisierung g(t) = (cos t, sin t) von K1 überstreicht in der Zeit [ −t0, t0 ] die Fläche t0. Für Kr ergibt sich die Fläche r2 t0.

 Die überstrichene Fläche ist im Kreisfall ein Sektor mit dem Winkel 2 t0 (mit Mehrfachzählungen für t0 > π).

 Die Rolle der Area-Funktionen wird in folgender Umformulierung deutlich:

Die Area-Funktionen als Flächenmess-Funktionen

Die hyperbolischen Areafunktionen sind „Flächenmesser“: Liegen die Punkte P = (x, y) und Q = (x, −y), y ≥ 0, auf dem rechten Ast von H1,1, so ist

A  =  arcosh(x)  =  arsinh(y)

der Inhalt des durch 0, P, Q definierten Hyperbelsektors. Denn wir können P in der Form P = (cosh t0, sinh t0) für ein t0 ≥ 0 schreiben. Dann ist

arcosh x  =  arcosh(cosh t0)  =  t0,  arsinh y  =  arsinh(sinh t0)  =  t0,

und nach obiger Überlegung gilt t0 = A. Analoges gilt für die Arkus-Funktionen, wobei diese eher als „Bogenmesser“ interpretiert werden: Ist P = (x, y)  ∈  K1 im ersten Quadranten, so ist φ = arccos x = arcsin y die durch P definierte Bogenlänge des Einheitskreises.

ellipsen1-AbbIDarealength_hyperbolicarea_2

Für P = (x0, y0) = (cosh t0, sinh t0) ist t0 = arcosh x0 = arsinh y0 die Fläche des durch P definierten Hyperbelsektors. Im Diagramm ist t0 = 1/2, sodass die beiden gelben Flächen jeweils den Inhalt 1/4 besitzen. Numerisch ist x0 ∼ 1,13, y0 ∼ 0,52.