Spiegelung an einer Achse

 Für alle α  ∈   beschreibt

mirα  =  cosαsinαsinαcosα

die Spiegelung an der Geraden G durch den Nullpunkt, die mit der x-Achse den Winkel α/2 einschließt. Für eine Matrix A = ((a, b), (c, d)) gilt

mirα A  =  cosαsinαsinαcosα abcd =  acosα+csinαbcosα+dsinαasinαccosαbsinαdcosα

Seien nun A invertierbar, α  ∈  ]− π, π ] und B = Bα = mirα A.

Erste algebraische Gleichung

Das Bild A[ K ] wird definiert durch die algebraische Gleichung

(c2 + d2) x2  −  2(ac + bd) x y  +  (a2 + b2) y2  =  det(A)

Äquivalent mit den üblichen Bezeichnungen formuliert:

(r − q1) x2  −  2q2 x y  +  (r + q1) y2  =  det(A)

Zweite algebraische Gleichung

Die Koeffizienten der algebraischen Gleichung von B[ K ] berechnen sich zu:

für x2:  (c2 + d2) cos2 α  −  2(a c + b d) cos α sin α  +  (a2 + b2) sin2 α
für x y:  2 (a c + b d) (cos2 α − sin2 α)  −  2 (a2 + b2 − c2 − d2) cos α sin α
für y2:  (a2 + b2) cos2 α  +  2(a c + b d) cos α sin α  +  (c2 + d2) sin2 α

Äquivalent formuliert:

für x2: (r − q1) cos2 α  −  2q2 cos α sin α  +  (r + q1) sin2 α
für x y: 2 q2 (cos2 α − sin2 α)  −  4q1 cos α sin α
für y2: (r + q1) cos2 α  +  2q2 cos α sin α  +  (r − q1) sin2 α

Wegen det(B) = − det(A) bleibt die rechte Seite für B[ K ] gleich. Wir ermitteln nun die Winkel α, für die A[ K ] = B[ K ] gilt:

Koeffizientenvergleich

Ein Vergleich der Koeffizienten der Gleichungen von A[ K ] und B[ K ] liefert:

(1)(r − q1) cos2 α  −  2 q2 cos α sin α  +  (r + q1) sin2 α  =  r − q1
(2)q2 (cos2 α − sin2 α)  −  2 q1 cos α sin α  =  − q2
(3)(r + q1) cos2 α  +  2 q2 cos α sin α  +  (r − q1) sin2 α  =  r + q1

Mit Hilfe des Satzes von Pythagoras erhalten wir:

(1)sin α (q1 sin α − q2 cos α)  =  0
(2)cos α (q2 cos α − q1 sin α)  =  0
(3)− sin α (q1 sin α − q2 cos α)  =  0
Lösung des Gleichungssystems

Ist q = 0, so ist jedes α eine Lösung (Kreisfall). Sei also q ≠ 0. Dann sind die drei Gleichungen äquivalent zur einen Gleichung

q1 sin α  −  q2 cos α  =  0.

Dies ist genau dann der Fall, wenn (cos α, sin α) und (q1, q2) kollinear sind, d. h. wenn α = arg(q) oder α = arg(q) + π.

Für q ≠ 0 sind also die Spiegelungsachsen mit A[ K ] = B[ K ] durch

arg(q)/2  ∈  ] −π/2, π/2 [  und  arg(q)/2 + π/2

gegeben. Damit haben wir die Drehwinkel wiedergefunden.

ellipsen1-AbbIDmirror_ellipse_1

Illustration der Spiegelung für A = 1/2 ((3, −7), (5, 1)). Die Spiegelung von E = A[ K ] an der Geraden G = span(v) für v = (2, 3/2) erzeugt E′.

ellipsen1-AbbIDmirror_ellipse_2

Wie oben für v = (2, 1). Die gespiegelte Ellipse E′ ist im Diagramm kaum mehr von E zu unterscheiden. Der Spiegelungswinkel liegt nahe bei der Halbachse. Es gilt

arg(2, 1)  =  arctan(1/2)  =  0,4636…,  arg(φ)  =  arg(q/2)  =  1/2 arctan(11/8)  =  0,4710…

Bemerkung

Aus dem Gleichungssystem können wir zudem direkt ablesen, dass modulo 2π gilt:

(a)

α = 0 und α = π sind genau dann Lösungen, wenn q2 = 0.

(b)

α = π/2 und α = −π/2 sind genau dann Lösungen, wenn q1 = 0.

Der Fall (a) entspricht einer Spiegelung an der x- bzw. y-Achse (achsenparalleler Fall). Der Fall (b) beschreibt eine Spiegelung an der ersten bzw. zweiten Winkelhalbierenden.