Lösung des Gleichungssystems

 Die Gleichung (◇) involviert vier Größen σ, φ, x0, y0, die wir mit Hilfe der Matrix-Einträge a, b, c, d so definieren müssen, dass die Gleichungen bis auf einen Faktor übereinstimmen. Wir berechnen zunächst für (◇):

Koeffizienten der Gleichung

x2:  u12   x y:  2 u1 u2   y2:  u22

x:  u2/σ  −  2 u12 x0  −  2 u1 u2 y0

y:  − u1/σ  −  2 u22 y0  −  2 u1 u2 x0

konstanter Term:  − u2 x0/σ  +  u1 y0/σ  +  u12 x02  +  u22 y02  +  2 u1 u2 x0 y0

 Die Achsenrichtung e2 der Einheitsparabel wird durch A auf A e2 = (b, d) abgebildet. Damit ist anschaulich klar, dass die zweite Spalte (b, d) von A für den Drehwinkel der Parabel verantwortlich ist, den wir gegen den Uhrzeigersinn bzgl. der y-Achse messen. Wir setzen

r  =  ∥ (b, d) ∥  >  0

und definieren φ  ∈  ] −π, π ] durch

(b, d)  =  r (−sin φ, cos φ),

sodass φ der orientierte Winkel zwischen e2 = (0, 1) und A e2 = (b, d) ist. Es gilt

b  =  − r u2,  d  =  r u1

und damit:

(+)  d2  =  r2 u12,  −2bd  =  2r2u1 u2,  b2  =  r2u22

Wir zeigen nun durch Koeffizientenvergleich, dass (#) mit geeignet definierten Werten σ, x0, y0 das r2-fache der Gleichung (◇) ist. Nach (+) ist dies für den quadratischen Anteil der beiden Gleichungen bereits klar. Der Koeffizientenvergleich für x und y und den binomisch verkürzten konstanten Term ergibt das folgende System in den Unbekannten σ, x0, y0.

Gleichungssystem (Version 1)
(I) δ c  =  r2 (u2/σ  −  2u12 x0  −  2u1u2 y0)
(II) δ a  =  r2 (u1/σ  +  2u22 y0  +  2u1u2 x0)
(III) 0  =  −u2x0/σ  +  u1y0/σ  +  (u1 x0 + u2 y0)2

Mit u1 =  d/r,  u2 = − b/r erhalten wir:

Gleichungssystem (Version 2)
(I)′ δ c  =  − r b/σ  −  2d2 x0  +  2bd y0
(II)′ δ a  =  r d/σ  +  2b2 y0  −  2bd x0
(III)′ r b x0/σ  +  r dy0/σ  =  − (dx0 − b y0)2

 Die Lösung des Systems wird vereinfacht, wenn wir folgender Strategie folgen:

Lösungsstrategie

Um Fallunterscheidungen zu vermeiden, dividieren wir niemals durch a, b, c, d. Stattdessen erzeugen wir die von Null verschiedenen Größen r2 = b2 + d2 und δ = ad − bc, um das System nach σ, x0, y0 aufzulösen.

Wir multiplizieren (I)′ mit b und (II)′ mit d:

δ b c  =  − r b2/σ  −  2bd2 x0  +  2b2d y0

δ a d  =  r d2/σ  +  2b2d y0  −  2bd2 x0

Durch Subtraktion der ersten von der zweiten Gleichung erhalten wir

δ (ad − bc)  =  r(b2 + d2)

Damit haben wir die Öffnung σ gefunden:

(1)  σ  =  r32  >  0

Einsetzen von σ in unsere Gleichungen liefert:

Gleichungssystem (Version 3)
(I)* δ c  =  − δ2 b/r2  −  2d2 x0  +  2bd y0
(II)* δ a  =  δ2d/r2  +  2b2 y0  −  2bd x0
(III)* bx0  +  dy0  =  − r2 (d x0 − b y0)22

Nun multiplizieren wir (I)* mit d und (II)* mit b:

δ d c  =  − δ2 b d/r2  −  2d3 x0  +  2bd2 y0

δ b a  =  δ2 b d/r2  +  2b3 y0  −  2b2d x0

Die Addition der beiden Gleichungen ergibt:

δ(a b + c d)  =  2y0b (b2 + d2)  −  2x0 d (b2 + d2)  =  2r2(b y0 − d x0)

Damit haben wir:

(2)  b y0  −  d x0  =  δ (ab + cd)/(2r2)

Einsetzen von (2) in die rechte Seite der Gleichung (III)* liefert

(3)  b x0  +  d y0  =  − (ab + cd)2/(4r2)

Wir multiplizieren (2) und (3) jeweils mit b und d:

(4)  b d y0  −  d2 x0  =  d δ (ab + cd)/(2r2)

(5)  b2 x0  +  b d y0  =  − b (ab + cd)2/(4r2)

(6)  b2 y0  −  b d x0  =  b δ (ab + cd)/(2r2)

(7)  b d x0  +  d2 y0  =  − d (ab + cd)2/(4r2)

Durch (5) − (4) und (6) + (7) erhalten wir

(b2 + d2) x0  =  − (ab + cd) (b(ab + cd) + 2δd)/(4r2)

(b2 + d2) y0  =  (ab + cd) (2b δ − d(ab + cd))/(4r2)

Damit erhalten wir schließlich x0 und y0:

(8)  x0  =  − ab + cd4r4 (a b2  −  b c d  +  2a d2)

(9)  y0  =  ab + cd4r4 (a b d  −  2b2 c  −  c d2)

Damit ist das System vollständig gelöst. Wir fassen unsere Formeln zusammen:

Satz (Matrix-Parabeln)

Sei A = ((a, b), (c, d)) invertierbar, und sei δ = det(A). Weiter seien:

r  =  ∥ (b, d) ∥  >  0

φ  =  arg(rot−π/2(b, d))  =  arg(d, −b),  sodass (b, d)  =  r (−sin φ, cos φ)

σ  =  r32  >  0

x0  =  − ab + cd4r4 (a b2  −  b c d  +  2a d2)

y0  =  ab + cd4r4 (a b d  −  2b2 c  −  c d2)

Weiter sei v0 = (x0, y0). Dann gilt

A[ P1 ] = Pσ, φ, v0

Insbesondere ist v0 der Scheitelpunkt der Parabel A[ P1 ].

Beispiel

Sei A = ((3, 1), (2, 1)). Dann gilt δ = det(A) = 1 und

r  =  ∥ (b, d) ∥  =  2,  φ  =  arg(d, −b)  =  arg(1, −1)  =  − π/4

σ  =  r32  =  22

x0  =  − ab + cd4r4 (a b2  −  b c d  +  2a d2)  =  − 516 (3  −  2  +  6)  =  − 3516

y0  =  ab + cd4r4 (a b d  −  2b2 c  −  c d2)  =  516 (3  −  4  −  2)  =  − 1516

Die Parabel A[ P1 ] entsteht also aus der Einheitsparabel P1 durch:

(1)

y-Skalierung um σ = 2 2 (sodass die Öffnung σ entsteht)

(2)

Rotation um π/4 im Uhrzeigersinn

(3)

Verschiebung um v0 = (x0, y0) (sodass v0 zum Scheitelpunkt wird)

Das Urbild von v0 unter A berechnet sich zu

w0  =  A−1 v0  =  (−5/4, 25/16)

ellipsen1-AbbIDmatrixpara_comp_1

Die Parabel A[ P1 ] für A = ((3, 1), (2, 1)). Gezeigt ist weiter die Parabel B[ P1 ] mit B = rotφ diag(1, σ) (gestrichelt). Die Parabel A[ P1 ] entsteht aus dieser Parabel durch Translation um v0. Alle Parabeln verlaufen durch den Nullpunkt.

ellipsen1-AbbIDmatrixpara_comp_2

für A = ((−6, 2), (3, 1)) mit σ = 5 5/144, φ = − arctan(2), v0 = 1/100 (−378, 351)

ellipsen1-AbbIDmatrixpara_comp_3

für A = ((1, 2), (2, 3)) mit σ = 1313, φ = − arctan(2/3), v0 = − 1/169 (20, 56)