Ein Beweis mit Hilfe der spurfreien Zerlegung

 Sei A  ∈  2 × 2 symmetrisch. Wir zeigen erneut konstruktiv, dass A eine Orthonormalbasis aus Eigenvektoren besitzt. Hierzu zerlegen wir A = ((a, b), (b, d)) additiv in ein Vielfaches der Einheitsmatirx und eine spurfreie symmetrische Matrix:

A  =  r E2 + B  =  r00r +  sbbs,  wobei  r = a + d2,  s = a − d2

Die Eigenwerte von A und B gehen durch Subtraktion bzw. Addition des Diagonalwerts r ineinander über, bei unveränderten Eigenvektoren. Denn ist v ein Eigenvektor von A zum Eigenwert λ, so gilt

Bv  =  (A − r E2) v  =  λ v  −  r v  =  (λ − r) v,

sodass v ein Eigenvektor von B zum Eigenwert λ − r ist. Ist umgekehrt v ein Eigenvektor von B zum Eigenwert λ, so gilt

Av  =  (r E2 + B) v  =  r v  +  λ v  =  (r + λ) v

Damit ist v ein Eigenvektor von A zum Eigenwert λ + r.

 Die Matrix B ist genau dann die Nullmatrix (mit det(B) = 0), wenn A ein skalares Vielfaches von E2 ist. Andernfalls gilt det(B) = −b2 − s2 < 0. Da B zwei gleichlange orthogonale Zeilen besitzt, ist B ein skalares Vielfaches einer Spiegelungsmatrix. Direkt können wir dies so einsehen: Wir setzen

λ  =  ∥ (s, b) ∥  =  ∥ (s, −b) ∥

Ist nun ψ  ∈   mit (s, b) = λ (cos ψ, sin ψ), so gilt

sbbs  =  λ cosψsinψsinψcosψ =  λ mirψ.

Die spurfreie Zerlegung einer symmetrischen Matrix A ist damit eine Darstellung der Form

A  =  r E2  +  λ mirψ

Einer Skalierung des Einheitskreises wird eine skalierte Spiegelung hinzugefügt. Die additive Form ist ansonsten geometrisch nicht besonders anschaulich.

 Die Spiegelung mirψ erfolgt an der Geraden mit dem Winkel ψ/2 zur x-Achse. Sie besitzt die Eigenwerte 1 und −1 und zugehörige Eigenvektoren, die parallel bzw. senkrecht zur Spiegelungsgeraden stehen. Die Eigenwerte von B sind entsprechend λ und −λ, sodass die Matrix A nach obigen Überlegungen die Eigenwerte r ± λ besitzt. Damit erhalten wir:

Satz (Spektralsatz)

Sei A = ((a, b), (b, d))  ∈  2 × 2 symmetrisch und kein skalares Vielfaches von E2 (d.h. b ≠ 0 oder a ≠ d). Wir setzen:

r  =  a + d2,  s  =  a − d2

λ  =  ∥ (s, b) ∥,  φ  =  arg(s, b)/2  ∈  ] −π/2, π/2 ]

Dann gilt A = r E2 + λ mir. Weiter sind

λ1  =  r + λ, v  =  (cos φ, sin φ)
λ2  =  r − λ,  w  =  rotπ/2(v)  =  (−sin φ, cos φ)

Eigenwerte und zugehörige orthogonale und normierte Eigenvektoren von A. Es gilt λ1 > λ2 und (v, w) ist positiv orientiert.

Formeln für die Eigenwerte

Ausrechnen liefert die Formeln

λ1,2  =  r ± λ  =  12(a + d ± (ad)2+4b2)

λ1 + λ2  =  a + d  =  spur(A)

λ1 λ2  =  a d − b2  =  det(A)

Sie erinnern an die Lösungsformel für quadratische Gleichungen und die Formeln von Vieta. Wir werden den Zusammenhang später aufklären.

Zur Voraussetzung des Satzes

Ein skalares Vielfaches der Einheitsmatrix E2 hat offensichtlich eine Orthonormalbasis aus Eigenvektoren mit Eigenwerten λ1 = λ2. Je zwei orthonormale Vektoren wie e1 und e2 sind geeignet. Die Voraussetzung des Satzes ist äquivalent zu B ≠ 0 und weiter zu λ > 0.