Die quadratische Form einer Matrix

 In unseren Überlegungen zur von einer Matrix A bewirkten Richtungsänderung haben wir die Diagonale der Bilinearform von A verwendet:

Definition (quadratische Form einer Matrix, Formwerte)

Sei A  ∈  2 × 2. Dann heißt die Funktion fA : 2   mit

fA(v)  =  〈 v, A v 〉  für alle v  ∈  2

die quadratische Form von A. Für alle v  ∈  2 heißt 〈 v, Av 〉 der Formwert von v bzgl. A.

Zusammenhang zur h-Funktion

Ist A invertierbar, so gilt

hA(φ)  =  fA(v(φ))∥ A v(φ) ∥  für alle φ  ∈  ] −π, π ],

wobei wieder v(φ) = (cos φ, sin φ).

Zusammenhang zur Lagrange-Matrix

Für jede Matrix A und jeden Vektor v gilt

det(v, A v)  =  〈 v, AL v 〉

Die Determinante det(v, A v) ist also die quadratische Form von AL.

 Ist A = ((a, b), (c, d)), so gilt für alle v = (x, y)  ∈  2:

fA(v)  =  〈 v, Av 〉  =  a x2  +  (b + c) x y  +  d y2

Dies motiviert die Bezeichnung als quadratische Form. In den gemischten Term geht die Summe b + c der Nebendiagonalelemente von A ein. Wir haben Zugriff auf a (durch Einsetzen von (1, 0) für (x, y) und d (durch Einsetzen von (0, 1)), aber keinen Zugriff auf b oder c. Genauer gilt:

Satz (übereinstimmende Formen)

Seien A = ((a, b), (c, d)), B = ((a′, b′), (c′, d′))  ∈  2 × 2 und seien fA, fB die zugehörigen quadratischen Formen. Dann sind äquivalent:

(a)

fA  =  fB

(b)

a  =  a′,  d  =  d′,  b + c  =  b′ + c′

Für symmetrische Matrizen A und B ist also fA = fB äquivalent zu A = B.

Beweis

(a) impliziert (b):  Sei fA = fB, sodass 〈 v, A v 〉 = 〈 v, B v 〉 für alle v. Dann gilt

a  =  〈 e1, A e1 〉  =  〈 e1, B e1 〉  =  a′

d  =  〈 e2, A e2 〉  =  〈 e2, B e2 〉  =  d′

a + b + c + d  =  〈 (1, 1), A (1, 1) 〉  =  〈 (1, 1), B (1, 1) 〉  =  a′ + b′ + c′ + d′

Hieraus folgt (b).

(b) impliziert (a):  Es gelte (b). Dann gilt für alle v:

fA(v) =  〈 v, Av 〉  =  a x2  +  (b + c) x y  +  d y2
=  a′ x2  +  (b′ + c′) x y  +  d′ y2  =  〈 v, B v 〉  =  fB(v)

Der Zusatz ist klar.

 Die quadratischen Formen zweier Matrizen A und B sind also genau dann gleich, wenn A und B dieselbe Diagonale haben und die „Gegenspur“ übereinstimmt. Eine symmetrische Matrix A ist durch ihre Form fA eindeutig festgelegt. Ist umgekehrt eine quadratische Form f : 2   mit

f(x, y)  =  a x2  +  b x y  +  c y2  für alle (x, y)  ∈  2

gegeben, so ist

A  =  ab/2b/2c

die eindeutige symmetrische Matrix A mit fA = f.

 Für eine symmetrische Matrix gilt weiter:

Satz (Polarisation)

Sei A  ∈  2 × 2 symmetrisch, und seien v, w  ∈  2. Dann gilt:

2 〈 v, Aw 〉  =  fA(v + w)  −  fA(v)  −  fA(w)

Insbesondere ist eine symmetrische Bilinearform durch ihre Formwerte bestimmt.

Beweis

Die Aussage ist äquivalent zur binomischen Formel

〈 v + w,  A (v + w) 〉  =  〈 v, Av 〉  +  2 〈 v, Aw 〉  +  〈 w, Aw 〉

 Für eine symmetrische und positiv definite Matrix A zeigt die Polarisation, dass sich das von A definierte Skalarprodukt aus der zugehörigen Norm rekonstruieren lässt. Denn für alle v, w  ∈  2 gilt:

〈 v, w 〉A  =  〈 v, Aw 〉  =  12 ( ∥ v + w ∥2A  −  ∥ v ∥2A  −  ∥ w ∥2A )