Normale Matrizen

 Wir betrachten nun den Kommutator einer Matrix A und ihrer adjungierten Matrix A*.

Definition (normal)

Eine Matrix A  ∈  2 × 2 heißt normal, falls [ A, A*]  =  0.

Die Normalität von A besagt also, dass A A* = A* A.

Beispiele

(1)

Ist A selbstadjungiert, so ist A normal, da

A A*  =  A2  =  A* A

(2)

Ist A unitär, so ist A normal, da

A A*  =  A A−1  =  A−1 A  =  A* A

(3)

Eine Diagonalmatrix D = diag(λ, μ) ist normal, da

D D*  =  diag(|λ|2, |μ|2)  =  D* D

Der reelle Fall

Ist A = ((a, b), (c, d)) reell, so gilt A* = At. Wir hatten bereits gesehen, dass A und At kommutieren, wenn

(+)  b  =  c  oder  b = − c  und  a = d

Dies folgt auch aus dem obigen Satz. Die Bedingung

b c′  =  b′ c,  s b′  =  s′ b,  s c′  =  s′ c

wird mit a′ = a, b′ = c, c′ = b, d′ = d zur zweiteiligen Form

b2  =  c2,  (a − d) c  =  (a − d) b

Dies ist äquivalent zu (+).

Für eine komplexe Matrix A = ((a, b), (c, d)) wird die Bedingung

b c′  =  b′ c,  s b′  =  s′ b,  s c′  =  s′ c

mit a′ = a, b′ = c, c′ = b, d′ = d zu

(+)  |b|2  =  |c2|,  (a − d) c  =  a − d b,  (a − d) b  =  a − d c

Die dritte Formel ist komplex konjugiert zur zweiten, sodass wir wieder eine zweiteilige Bedingung vorliegen haben. Aus (+) lesen wir ab:

Satz (Charakterisierung der Normalität, Teil 1)

Sei A = ((a, b), (c, d))  ∈  2 × 2.

(1)

Ist |b| ≠ |c|, so ist A nicht normal.

(2)

Ist |b| = |c| = 0 (d. h. A diagonal), so ist A normal.

(3)

Ist |b| = |c| und a = d, so ist A normal.

 Für die Normalität von A = ((a, b), (c, d)) ist |b| = |c| notwendig. Unter Verwendung von Skalarprodukt und Determinante zeigt die obige Berechnung:

Satz (Charakterisierung der Normalität, Teil 2)

Sei A = ((a, b), (c, d))  ∈  2 × 2 mit |b| = |c|. Dann ist A genau dann normal, wenn eine der folgenden äquivalenten Bedingungen gilt:

(a)

〈 (a, b), (c, d) 〉  =  〈 (b, d), (a, c) 〉

(b)

(a − d) c  =  a − d b

(c)

det((a − d, b); (a − d, c))  =  0

(d)

(a − d, b) und (a − d, c) sind linear abhängig in 2

(e)

λ (a − d) = a − d  und  λ b = c  für ein λ  ∈    (mit |λ| = 1)

 Diese Äquivalenzen können wir mit Hilfe von Winkeln ausdrücken, sofern die komplexen Zahlen von Null verschieden sind:

Satz (Charakterisierung der Normalität, Teil 3)

Sei A = ((a, b), (c, d))  ∈  2 × 2 mit |b| = |c| ≠ 0 und a ≠ d. Dann ist A genau dann normal, wenn mit α = arg(a − d), β = arg(b), γ = arg(c) eine der folgenden äquivalenten Bedingungen gilt:

(i)

β  +  γ  =  2 α  modulo (2π)

(ii)

exp(i 2(α − β)) b  =  c

Beweis

Mit den für alle z, w ≠ 0 gültigen Argument-Regeln

arg(z w)  =  arg(z) + arg(w),  arg(z)  =  − arg(z)

ergibt sich (i) aus (b) des letzten Satzes. Weiter sind (i) und (ii) äquivalent (da |b| = |c| ≠ 0). Aus (i) folgt (b), da

(a − d) c =  (r, arg(a − d) − arg(c))polar
=  (r, arg(b) − arg(a − d))polar  =  a − d b

wobei r = |a − d| |c| = |a − d| |b|

Beschreibung der normalen Matrizen

(1)

Alle Diagonalmatrizen sind normal.

(2)

Alle Matrizen der Form

A  =  areiβreiγa

mit r > 0 sind normal. Die Winkel β, γ können wir frei einstellen.

(3)

Alle Matrizen der Form

A  =  areiβreiγd  =  areiβrei(2αβ)d  =  abei2(αβ)bd

mit a ≠ d, r > 0, β + γ = 2α mod(2π), b = r ei β und α = arg(a − d) sind normal.

(4)

Keine weiteren Matrizen A  ∈  2 × 2 sind normal.

Beispiele

(1)

Die Matrix

A  =  i1+i1+i0

ist normal, da die Nebendiagonaleinträge gleichlang sind und

arg(1 + i)  +  arg(−1 + 1)  =  π/4  +  3π/4  =  π  =  2 arg(i)

(2)

Seien r1 > 0, r2 ≥ 0 und α, β  ∈  . Dann ist die folgende Matrix normal:

A  =  r1eiαr2eiβr2e2αβ0

 Explizit halten wir fest:

Korollar (normale Matrizen mit reeller Hauptdiagonale)

Sei A = ((a, b), (c, d))  ∈  2 × 2 mit a, d  ∈  . Dann gilt:

(a)

Ist a = d, so ist A genau dann normal, wenn |b| = |c|.

(b)

Ist a ≠ d, so ist A genau dann normal, wenn A = A*.

Beweis

Ist A normal, so gilt (a − d) c = a − d b = (a − d) b, sodass im Fall a ≠ d also c = b und damit A = A*. (Alternativ mit Winkeln: Aus a − d  ∈   folgt 2 arg(a − d) = 0, sodass arg(b) = − arg(c).) Der Rest ist klar.