Algebraische Gleichungen für Leitlinienkegelschnitte

 Als Anwendung unserer Klassifikation betrachten wir noch einmal Leitlinien.

Satz (Leitliniensatz)

Seien G = v0 + span(u) eine affine Gerade im 2, F  ∈  2 und ε  ∈  ] 0, ∞ [. Dann ist

L  =  LG(F, ε)  =  { v  ∈  2 | d(v, F)  =  ε d(v, G) }

ein Kegelschnitt. Ist v0 = (x0, y0), u = (u1, u2) normiert und F = (xF, yF), so wird L definiert durch

a x2  +  b x y  +  c y2  +  d x  +  e y  +  f  =  0,  mit

a  =  1  −  ε2 u22,  b  =  2 ε2 u1 u2,  c  =  1  −  ε2 u12

d  =  − 2 (xF − ε2 δ u2),  e  =  − 2 (yF + ε2 δ u1)

f  =  xF2 + yF2  −  ε2 δ2,  wobei

δ  =  det(v0; u)  =  x0 u2  −  y0 u1

Für die darstellenden Matrizen der Gleichung gilt

det(A2 × 2)  =  a c − b2/4  =  1 − ε2

det(A3 × 3)  =  − ε2 〈 u, F − v0 〉2

Der Kegelschnitt ist genau dann degeneriert, wenn F  ∈  G. Andernfalls ist L eine Ellipse (ε < 1), eine Parabel (ε = 1) oder eine Hyperbel (ε > 1).

Beweis

Mit der Abstandsformel d(v, G) = |det(u; v − v0)| gilt:

L =  { v  ∈  2 | ∥ v − F ∥2  −  ε2 det(u; v − v0)2  =  0 }
=  { (x, y)  ∈  2 | (x − xF)2 + (y − yF)2  −  ε2 (u1 (y − y0) − u2 (x − x0))2  =  0 }

Ausmultiplizieren liefert die quadratische Gleichung des Satzes. Für die darstellende Matrix

A3 × 3  =  ((a, b/2, d/2), (b/2, c, e/2), (d/2, e/2, f))

gilt (mit Computer-Unterstützung für A3 × 3):

det(A2 × 2)  =  a c − b2/4  =  1 − ε2,  det(A3 × 3)  =  − ε2 〈 u, F − v0 〉2

Wegen ε > 0 gilt det(A3 × 3) = 0 genau dann, wenn 〈 u, F − v0 〉 = 0. Dies ist genau dann der Fall, wenn u und F − v0 kollinear sind. Dies ist äquivalent zu F  ∈  G. Aus den Klassifikationssätzen folgen die Behauptungen.

 Dass F ein Brennpunkt von L ist, lässt sich vielleicht am einfachsten wieder durch die Fokusierung „F = 0“ einsehen. Zudem wird dadurch die Berechnung der (3 × 3)-Determinante erheblich einfacher:

Der Punkt F als Ursprung

Durch Translation und Rotation können wir annehmen, dass

F  =  0,  v0  =  (x0, 0),  u  =  (0, 1),  δ  =  det(v0; u)  =  x0

Für diese Situation ergeben sich die Koeffizienten

a  =  1  −  ε2,  b  =  0,  c  =  1,  d  =  2 ε2 x0,  e  =  0,  f  =  − ε2 x02,

sodass L durch die Gleichung

(+)  (1 − ε2) x2  +  y2  +  2 ε2 x0 x  −  ε2 x02  =  0

definiert wird. Dies ist äquivalent zu

x2  +  y2  =   (η − ε x)2  mit  η = ε x0

Dies ist unsere universelle Gleichung für einen fokusierten Kegelschnitt der Exzentrizität ε. Die darstellende Matrix von (+) ist

A3 × 3  =  1ε20ε2x0010ε2x00ε2x02

Wir können per Hand leicht ausrechnen, dass det(A3 × 3) = − ε2 x02. Also ist L genau dann degeneriert, wenn x0 = 0. Dies ist äquivalent zu F  ∈  G, und diese Eigenschaft ist invariant unter Translation und Rotation.