Winkeltreue Matrizen
Orthogonale Matrizen sind durch den Erhalt der Norm und des Skalarprodukts charakterisiert. Eine natürliche Abschwächung ist der Erhalt der Winkel zwischen Vektoren:
Definition (winkeltreue Matrizen)
Eine invertierbare Matrix A heißt winkeltreu, wenn gilt:
∡(v, w) = ∡(Av, Aw) für alle v, w ≠ 0
Leicht zu sehen ist, dass die abgeschwächte Bedingung
∡(v, w) = ∡(Av, Aw) für alle normierten v, w
bereits die Winkeltreue impliziert. Wie für die orthogonalen Matrizen ergeben sich zahlreiche Äquivalenzen (die wieder für alle Dimensionen gültig sind):
Satz (Charakterisierungen der Winkeltreue)
Für alle A ≠ 0 sind äquivalent:
(a) | A ist winkeltreu. |
(b) | A erhält Orthogonalität, d. h., für alle v, w ∈ ℝ2 gilt 〈 v, w 〉 = 0 impliziert 〈 Av, Aw 〉 = 0 |
(c) | A hat gleichlange orthogonale Spalten. |
(d) | A hat gleichlange orthogonale Zeilen. |
(e) | A ist ein skalares Vielfaches einer orthogonalen Matrix. |
(f) | Es gibt ein λ, sodass für alle v ∈ ℝ2 gilt ∥ A v ∥ = λ ∥v∥. |
Beweis
(a) impliziert (b):
ist klar.
(b) impliziert (c):
Da e1 und e2 orthogonal sind, sind die Spalten Ae1 und Ae2 von A orthogonal. Weiter sind v = e1 + e2 und w = e1 − e2 orthogonal. Damit ist
0 = 〈 Av, Aw 〉 = 〈 Ae1 + Ae2, Ae1 − Ae2 〉 = ∥ Ae1 ∥2 − ∥ Ae2 ∥2,
sodass die Spalten von A gleichlang sind.
Äquivalenz von (c), (d), (e), (f):
Ergibt sich aus den Charakterisierungen orthogonaler Matrizen.
(e) impliziert (a):
Ergibt sich aus der Formel zur Winkelberechnung und dem Erhalt der Norm und des Skalarprodukt orthogonaler Matrizen.
Damit lassen sich die winkeltreuen Matrizen der Ebene übersichtlich beschreiben:
Korollar (Beschreibung der winkeltreuen Matrizen)
Genau die Matrizen der Form
A = und A = mit a ≠ 0 oder b ≠ 0
sind winkeltreu. Das Vorzeichen der Determinante von A entscheidet über den Typ. Weiter ist A genau dann orthogonal, wenn a2 + b2 = 1.
Beweis
Matrizen der beiden Formen sind von der Nullmatrix verschieden und sie haben gleichlange orthogonale Zeilen und Spalten, sodass sie winkeltreu sind. Ist umgekehrt A winkeltreu, so gibt es ein λ ≠ 0 und ein φ ∈ ℝ mit A = λ rotφ oder A = λ mirφ. Im ersten Fall hat A die erste Form, im zweiten die zweite.