Kreise, Ellipsen und Hyperbeln
Mit Hilfe der Einheitsparabel und der Wurzelfunktion können wir Kreisbögen erzeugen. Für alle r > 0 stellen die beiden Funktionen fr, gr : [ −r, r ] → ℝ mit
fr(x) = , gr(x) = − für alle x ∈ [ −r, r ]
die obere bzw. untere Hälfte des Kreises Kr = { (x, y) ∈ ℝ2 | x2 + y2 = r2 } mit Radius r und Mittelpunkt 0 dar. Zum Beweis lösen wir die definierende Gleichung des Kreises, also x2 + y2 = r2, nach y auf. Wir erhalten:
y = ±.
Der Radikand ist genau dann größergleich 0, wenn x2 ≤ r2, d. h. wenn |x| ≤ r. Hieraus ergeben sich die Definitionen von fr und gr.
Verformung von Parabelbögen zu Kreisbögen durch Anwendung der Wurzelfunktion
Ellipsen
Durch Skalierung der Funktionswerte erhalten wir in y-Richtung gestauchte oder gestreckte Kreise und damit achsenparallele Ellipsen. Denn eine achsenparallele Ellipse mit den Halbachsen a, b > 0 ist definiert durch
Ea, b = { (x, y) ∈ ℝ2 | (x/a)2 + (y/b)2 = 1 }.
Auflösen der definierenden Gleichung nach y liefert
y = ± ba .
Damit stellen die Funktionen c fa und c ga mit c = b/a die obere bzw. untere Hälfte der Ellipse Ea, b dar.
Funktional dargestellte Ellipsen
Um die geometrischen Eigenschaften einer Ellipse Ea, b mit den Halbachsen a ≥ b > 0 zu beschreiben, definieren wir:
e = (lineare Exzentrizität)
ε = e/a = (numerische Exzentrizität)
F1, 2 = ± (e, 0)(Brennpunkte)
Die beiden Exzentrizitäten messen die Abweichung der Ellipse von einem Kreis. Ist a = b und damit Ea, b der Kreis Ka, so gilt e = ε = 0. Die numerische Exzentrizität hängt nur vom Verhältnis der Halbachsen ab. Es gilt stets ε ∈ [ 0, 1 [.
Die Brennpunkte einer Ellipse verallgemeinern den Kreismittelpunkt: Eine Ellipse Ea, b ist die Menge aller Punkte der Ebene, deren Abstandssumme zu den beiden Brennpunkten gleich 2a ist, d. h.
(+) Ea, b = { P ∈ ℝ2 | F1P + F2P = 2a }.
Dabei bezeichnet PQ den Abstand zweier Punkte P und Q der Ebene. In einem Brennpunkt laufen alle vom anderen Brennpunkt ausgehenden Strahlen zusammen, die an der Ellipse tangential reflektiert werden.
Brennpunkte und Abstandseigenschaft einer Ellipse Ea, b
Hyperbeln
Die Verformung einer Parabel zu einem Kreis erfolgte durch Anwendung der Wurzelfunktion auf eine nach unten geöffnete und nach oben verschobene Parabel. Wenden wir die Wurzelfunktion auf eine nach oben geöffnete und nach unten verschobene Parabel an, so erhalten wir Hyperbeln: Für alle r > 0 stellen die Funktionen fr, gr : ℝ − ] −r, r [ → ℝ mit
fr(x) = , gr(x) = − für alle x mit |x| ≥ r
die obere bzw. untere Hälfte der Hyperbel
Hr = { (x, y) ∈ ℝ2 | x2 − y2 = r2 }
dar.
Verformung von Parabelbögen zu Hyperbelbögen durch Anwendung der Wurzelfunktion
Die Äste der Hyperbeln Hr besitzen die Winkelhalbierenden als Asymptoten. Dies lässt sich durch Auswerten der Funktionen fr und gr an im Betrag großen Stellen x einsehen.
Durch eine Skalierung wie bei den Kreisen werden die Hyperbeln Hr gestaucht oder gestreckt und damit zu den allgemeineren Hyperbeln
Ha, b = { (x, y) ∈ ℝ2 | (x/a)2 − (y/b)2 = 1 }.
Auflösen nach y liefert
y = ± ba .
Die Funktionen c fa und c ga mit c = b/a stellen die obere bzw. untere Hälfte der Hyperbeln Ha, b dar. Der Parameter a ist der Abstand der Scheitelpunkte vom Ursprung, c = b/a der Betrag der Steigung der Asymptoten, b der Betrag der Asymptoten an den Stellen ± a. Wir setzen
e = (lineare Exzentrizität)
ε = e/a = (numerische Exzentrizität)
F1, 2 = ± (e, 0)(Brennpunkte)
Die Abstandseigenschaft lautet nun
(++) Ha, b = { P ∈ ℝ2 | F1P − F2P = ± 2a }.
Anstelle der Summen der Abstände zu den Brennpunkten haben nun also die Differenzen einen in ihrem Betrag konstanten Wert.
Brennpunkte und Abstandseigenschaft einer Hyperbel Ha, b
Das folgende Diagramm fasst unsere Überlegungen noch einmal zusammen. Ein bemerkenswertes Zusammenspiel zwischen einer Funktion und ihrer Umkehrfunktion.
Die Ellipsen E1, b und Hyperbeln H1, b für b = 1/2, 1, 2 und ihre „Quadratparabeln“