Die imaginäre Einheit
Definition (imaginäre Einheit)
Wir setzen i = (0, 1) ∈ ℂ. Die komplexe Zahl i heißt die imaginäre Einheit.
Nach Definition der Multiplikation gilt
i2 = (0, 1) · (0, 1) = (0 · 0 − 1 · 1, 0 · 1 + 1 · 0) = (−1, 0) = −1.
Mit Hilfe der Multiplikationsregel können wir so argumentieren: Die komplexe Zahl i2 = i · i hat die Länge 1 · 1 und den Winkel π/2 + π/2 = π, sodass
i2 = (−1, 0) = −1.
Der Vektor i = (0, 1) wird durch Multiplikation mit i um π/2 gedreht, sodass sich (−1, 0) = −1 ergibt.
Allgemeiner gilt für alle (x, y) ∈ ℂ
i (x, y) = (0, 1) · (x, y) = (0 x − 1 y, 0 y + 1 x) = (−y, x).
Damit ist i (x, y) der um π/2 gedrehte Vektor (x, y), was wir erneut auch ohne Rechnung geometrisch einsehen können: Die Länge von i (x, y) ist die Länge von (x, y) und der Winkel von i (x, y) ist der Winkel von (x, y) plus π/2. Wir halten fest:
Drehungen um π/2
Die Multiplikation einer komplexen Zahl z mit i dreht z um π/2 gegen den Uhrzeigersinn. Die Multiplikation von z mit (−i) dreht z um π/2 im Uhrzeigersinn.
Eine einfache Anwendung dieser Überlegungen st:
Satz (Standarddarstellung komplexer Zahlen)
Für alle z = (x, y) ∈ ℂ gilt z = x + i y.
Beweis
Sei z = (x, y) ∈ ℂ. Dann gilt
z = (x, 0) + (0, y) = x + i (y, 0) = x + i y.
Mit Hilfe der Standarddarstellung, i2 = −1 und den üblichen Rechenregeln lässt sich die Formel für die komplexe Multiplikation reproduzieren (vgl. obige Motivation I):
(x1, y1) · (x2, y2) | = (x1 + i y1) · (x2 + i y2) |
= x1x2 + i x1 y2 + i y1 x2 + i2 y1 y2 | |
= (x1 x2 − y1 y2) + i (x1 y2 + y1 x2) | |
= (x1 x2 − y1 y2, x1 y2 + y1 x2). |