Die komplexen Einheitswurzeln

 Wir definieren nun spezielle n-te Wurzeln:

Definition (n-te Einheitswurzel)

Sei n ≥ 1. Dann heißt ein w  ∈   eine n-te Einheitswurzel, falls wn = 1.

 Die n-ten Einheitswurzeln sind nach Definition genau die Nullstellen des Polynoms f :    mit

f (z)  =  zn  −  1  für alle z  ∈  .

Für eine n-te Einheitswurzel w gilt wn = 1, sodass w eine n-te Wurzel der 1 ist. Im algebraischen Jargon wird die 1 auch als (multiplikative) Einheit bezeichnet, was die Namensgebung als Einheitswurzel motiviert.

 Mit der geometrischen Deutung der Multiplikation können wir die n-ten Einheitswurzeln leicht angeben, wodurch der Fundamentalsatz der Algebra für wichtige Spezialfälle bereits bewiesen ist. Schreiben wir eine komplexe Zahl w in Polarkoordinaten (r, φ), so gilt wn = (rn, nφ). Damit gilt wn = (1, 0) genau dann, wenn eine ganze Zahl k existiert mit

(rn, nφ)  =  (1, k2π).

Damit sind genau die komplexen Zahlen

wk  =  (1, k2π/n)  für alle k  ∈ 

n-te Einheitswurzeln. Beschränken wir k auf 0, …, n − 1, so erhalten wir alle paarweise verschiedenen Wurzeln. Damit haben wir gezeigt:

Satz (n-te Einheitswurzeln)

Sei n ≥ 1. Dann sind für k = 0, …, n − 1 die komplexen Zahlen

wk  =  (1, k2π/n) in Polarkoordinaten,
wk  =  (cos(k 2π/n), sin(k 2π/n)) in kartesischen Koordinaten

alle n-ten Einheitswurzeln. Sie bilden das regelmäßige in den Einheitskreis einbeschriebene n-Eck, dem der Punkt w0 = 1 = (1, 0) angehört.

 Traditionell werden die komplexen Einheitswurzeln mit dem griechischen Buchstaben Zeta bezeichnet. Wir setzen also

ζnk  =  (cos (k 2πn),  sin (k 2πn))  für alle n ≥ 1 und k  ∈  .

Ist n fest, schreiben wir nur ζk. Bei festem n gilt für alle k, m  ∈  :

1  =  ζ0  =  ζkn,  ζk ζm  =  ζk + m,  (ζ1)k  =  ζk,  (ζk)m  =  ζm k.

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Die elften Einheitswurzeln ζk = ζ11k am Einheitskreis

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Die Multiplikation der Einheitswurzeln mit i bewirkt eine Drehung der Figur um π/2.