Die φ-Funktion

 Die Kürzungsregel zeigt, dass die zu einem Modul m teilerfremden Zahlen gute Eigenschaften besitzen. Modulo m können wir diese Zahlen immer zwischen 1 und m wählen. Die folgende Funktion zählt, wie viele derartige Zahlen es in Abhängigkeit des Moduls gibt:

Definition (Eulersche φ-Funktion)

Wir definieren φ :  * durch

φ(m)  =  | { n | 1 ≤ n ≤ m und (n, m) = 1 } |  für alle m ≥ 1.

Die Funktion φ heißt die Eulersche φ-Funktion.

 Hier und im Folgenden bezeichnet |A| die Anzahl der Elemente einer endlichen Menge A. Nach Definition gilt φ(1) = 1. Für alle m ≥ 2 ist φ(m) die Anzahl der zu m teilerfremden Zahlen r mit 1 ≤ r < m. Wir erläutern die Definition durch einige Beispiele.

m

teilerfremde n mit 1 ≤ n ≤ m

φ(m)

1

1

1

2

1

1

3

1, 2

2

4

1, 3

2

5

1, 2, 3, 4

4

6

1, 5

2

7

1, 2, 3, 4, 5, 6

6

8

1, 3, 5, 7

4

9

1, 2, 4, 5, 7, 8

6

10

1, 3, 7, 9

4

11

1, …, 10

10

12

1, 5, 7, 11

4

13

1, …, 12

12

14

1, 3, 5, 9, 11, 13

6

15

1, 2, 4, 7, 8, 11, 13, 14

8

16

1, 3, 5, 7, 9, 11, 13, 15

8

17

1, …, 16

16

18

1, 5, 7, 11, 13, 17

6

19

1, …, 18

18

20

1, 3, 7, 9, 11, 13, 17, 19

8

 Die Zahlen in der mittleren Spalte nennen wir auch die teilerfremden Reste modulo m, und wir zählen sie in der Form

1  =  r1  <  …  <  rφ(m)  ≤  m

auf. (Diese Sprechweise ist für m = 1 streng genommen nicht korrekt, da die 1 kein Rest einer Division durch 1 ist.) Für m = 10 sind also zum Beispiel

r1 = 1,  r2 = 3,  r3 = 7,  r4 = 9

die teilerfremden Reste.

 Weitere Werte der φ-Funktion bis einschließlich 100 können der folgenden Tabelle entnommen werden. So ist zum Beispiel φ(36) = 12.

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

 0 + 

1

1

2

2

4

2

6

4

6

4

10 +

10

4

12

6

8

8

16

6

18

8

20 +

12

10

22

8

20

12

18

12

28

8

30 +

30

16

20

16

24

12

36

18

24

16

40 +

40

12

42

20

24

22

46

16

42

20

50 +

32

24

52

18

40

24

36

28

58

16

60 +

60

30

36

32

48

20

66

32

44

24

70 +

70

24

72

36

40

36

60

24

78

32

80 +

54

40

82

24

64

42

56

40

88

24

90 +

72

44

60

46

72

32

96

42

60

40

 In graphischer Darstellung zeigen sich interessante Strukturen:

ema21-AbbID1-4-1

Verlauf der φ-Funktion bis m = 100

ema21-AbbID1-4-2

Verlauf der φ-Funktion bis m = 500

ema21-AbbID1-4-3

Verlauf der φ-Funktion bis m = 5000

 Nach diesem visuellen Eindruck über das Werteverhalten untersuchen wir nun die allgemeinen Eigenschaften der φ-Funktion. Zunächst gilt (Übung):

Satz (elementare Eigenschaften der φ-Funktion)

Für alle m, n ≥ 1 gilt:

(a)

φ(m)  ≥  1,

(b)

φ(m)  =  1  genau dann, wenn  m = 1 oder m = 2,

(c)

φ(m)  =  m − 1  genau dann, wenn  m prim.