Die Potenzbildung
In einer operationalen Struktur können wir durch wiederholte Anwendung der Operation eine Potenz erklären:
Definition (Potenzierung)
Sei (H, ∘) eine operationale Struktur, und sei a ∈ H. Dann definieren wir rekursiv
a1 = a, an + 1 = an ∘ a für alle n ≥ 1.
In einem Monoid (H, ∘, e) setzen wir zudem
a0 = e.
Die Potenz an für n ≥ 1 ist in jeder operationalen Struktur erklärt, sie besitzt aber nur in Halbgruppen die vertrauten Eigenschaften. Das Assoziativgesetz wird benötigt, um Rechenregeln wie
a2 ∘ a2 = (a ∘ a) ∘ (a ∘ a) = ((a ∘ a) ∘ a) ∘ a = a4
beweisen zu können. Es gilt (Übung):
Satz (Potenzregeln)
Sei (H, ∘, e) ein Monoid. Dann gilt für alle a, b ∈ H und m, n ∈ ℕ:
(a) | am ∘ an = am + n, |
(b) | (am)n = amn, |
(c) | (a ∘ b)n = an ∘ bn, falls a ∘ b = b ∘ a. |
In der letzten Regel ist die Vertauschbarkeit von a und b wesentlich. Nach Definition der Potenz und dem Assoziativgesetz gilt
(a ∘ b)2 = (a ∘ b) ∘ (a ∘ b) = a ∘ b ∘ a ∘ b,
a2 ∘ b2 = (a ∘ a) ∘ (b ∘ b) = a ∘ a ∘ b ∘ b.
Ohne weitere Voraussetzungen an die Elemente a und b können wir nicht zeigen, dass die rechten Seiten übereinstimmen.
Bemerkung: Doppelbedeutung der Potenz
Sind die Elemente des Monoids Transformationen auf einer Zahlenmenge wie ℝ, so besteht die Gefahr der Verwechslung von f 2 = f ∘ f mit der punktweisen Operation f 2 = f · f, wie wir sie zum Beispiel von sin2 gewohnt sind: In der Analysis ist sin2(x) = sin(x)2 und nicht etwa sin(sin(x)). Durch den Kontext ist aber in der Regel klar, um welches Objekt es sich handelt.
Beispiel: Potenzen von endlichen Transformationen
Seien wie oben A = { 1, …, 5 } und f, g ∈ AA mit
f = (5, 4, 3, 5, 2), g = (2, 1, 4, 5, 3).
Die ersten drei Potenzen von f sind:
Danach wiederholen sich die Potenzen zyklisch mit der Periode 3, d. h.
f 4 = f, f 5 = f 2, f 6 = f 3, …
Allgemein gilt f a = f b für alle a, b ≥ 1 mit a ≡ b mod(3).
Die ersten sechs Potenzen von g berechnen sich zu:
Speziell ist g6 = idA = g0. Die Potenzen wiederholen sich zyklisch mit der Periode 6, d. h. es gilt
ga = gb für alle a, b ≥ 0 mit a ≡ b mod(6).
Ein Beispiel, bei dem die Ausgangstransformation nie mehr erreicht wird, ist h = (2, 3, 3, 5, 3). Die ersten drei Potenzen sind:
Es gilt hn = h2 für alle n ≥ 2. Damit ist die Potenzfolge konstant ab der Stelle 2.
Die Periodizität dieser Beispiele ist ein allgemeines Phänomen eines endlichen Trägers. Hierzu betrachten wir: