Elementare Mächtigkeitsbestimmungen

 Wir stellen einige häufig verwendete Mengenbildungen noch einmal tabellarisch zusammen.

Definition (grundlegende Mengenbildungen)

Für beliebige Mengen A, B, A1, …, Ak definieren wir:

A  ∪  B =  { a | a  ∈  A oder a  ∈  B },
A  ∩  B =  { a | a  ∈  A und a  ∈  B },
A  −  B =  A \ B  =  { a | a  ∈  A und a  ∉  B },
A  Δ  B =  (A − B)  ∪  (B − A)  =  { a | entweder a  ∈  A oder a  ∈  B },
A  ×  B =  { (a, b) | a  ∈  A und b  ∈  B },

Ak  =  { (a1, …, ak) | ai  ∈  A für alle i = 1, …, k },

A1  ×  …  ×  Ak  =  { (a1, …, ak) | a1  ∈  A1, …, ak  ∈  Ak },

AB  =  { f | f : A  B },

(A)  =  { B | B ⊆ A }.

 Sind die beteiligten Mengen A, B, A1, …, Ak endlich, so sind auch alle Mengen der Tabelle endlich. Ihre Mächtigkeiten lassen sich mit Hilfe der folgenden Formeln berechnen:

Satz (grundlegende Mächtigkeitsformeln)

Für alle endlichen Mengen A, B, A1, …, Ak gilt:

|A  ∪  B| =  |A|  +  |B|  −  |A ∩ B|,
|A  ∩  B| =  |A|  +  |B|  −  |A ∪ B|,
|A  −  B| =  |A|  −  |A ∩ B|,
|A  Δ  B| =  |A − B|  +  |B − A|  =  |A|  +  |B|  −  2 |A ∩ B|,
|A  ×  B| =  |A| · |B|,

|Ak|  =  |A|k,

|A1  ×  …  ×  Ak|    =  |A1| · … · |Ak|,

|AB|  =  |B||A|,

|(A)|  =  2|A|.

Beweis

Wir zeigen zunächst:

(+)  Sind A, B disjunkt (d. h. A ∩ B = ∅), so gilt |A ∪ B| = |A| + |B|.

Seien also A, B disjunkt und A = { a1, …, an }, B = { b1, … bm } mit jeweils paarweise verschiedenen Elementen. Wir setzen an + j = bj für alle 1 ≤ j ≤ m. Dann ist A ∪ B = { a1, …, an + m } mit paarweise verschiedenen aj, sodass |A ∪ B| = n + m = |A| + |B|. Dies zeigt (+).

Für alle A, B ist A die disjunkte Vereinigung von A − B und A ∩ B, sodass

|A|  =  |A − B| + |A ∩ B|

nach (+). Dies zeigt die Formel für die Differenz und weiter die Formel für die symmetrische Differenz. Nun ist aber A ∪ B = (A − B) ∪ B mit disjunkten Mengen auf der rechten Seite. Nach (+) ist also

|A ∪ B|  =  |A − B| + |B|  =  |A| − |A ∩ B| + |B|.

Damit sind die Formeln für die Vereinigung und den Schnitt bewiesen.

Die Formel |A × B| = |A| · |B| lässt sich durch Induktion nach n = |B| beweisen. Eine Induktion nach k liefert dann die Formeln |Ak| = |A|k und |A1  ×  …  ×  Ak| = |A1| · … · |Ak|.

Die Formeln |AB| = |B||A| und |(A)| = 2|A| ergeben sich aus den oben konstruierten Bijektionen G bzw. F unter Verwendung von |Bk| = |B|k und |{ 0, 1 }k| = |{ 0, 1 }|k = 2k.

 Explizit halten wir auch noch eine Verallgemeinerung von (+) samt Umformulierungen fest:

Satz (Zerlegungssatz)

(a)

Seien A1, …, An paarweise disjunkte endliche Mengen, und sei A = A1 ∪ … ∪ An. Dann gilt |A| = |A1| + … + |An|.

(b)

Seien A, B endlich, und sei f : A  B. Für alle b  ∈  B sei

Ab  =  f −1[ { b } ]  =  { a  ∈  A | f (a) = b }

die Faser von b unter f. Dann gilt |A| = b  ∈  B |Ab|.

(c)

Ist ≡  eine Äquivalenz auf einer endlichen Menge A, so gilt

|A|  =  [ a ]  ∈  A/≡  |[ a ]|.

Haben alle Äquivalenzklassen die gleiche Mächtigkeit, so gilt

|A|  =  |A/≡ | · |[ a ]|  für alle a  ∈  A.

 Der Beweis sei dem Leser überlassen. Weitere Anzahlformeln werden wir in den Übungen und im folgenden Kapitel kennenlernen.