Teilbarkeit

 Die wichtigste Relation der elementaren Zahlentheorie ist die Teilbarkeit ohne Rest:

Definition (teilbar, Teiler, Vielfaches, d|a)

Ein a heißt teilbar (ohne Rest) durch ein d, in Zeichen d|a, falls gilt:

Es gibt ein k mit k d = a.

Die Zahl d heißt dann auch ein Teiler von a, und a heißt ein Vielfaches von d.

 Wir stellen die elementaren Eigenschaften der Teilbarkeitsrelation in einem Satz zusammen.

Satz (Eigenschaften der Teilbarkeitsrelation)

Für alle a, b, c, d, …, n, m, … gilt:

(T1)  a|a,  1|a,  a|0,  0|a  gdw  a = 0,  d|a  gdw  |d|||a|,

(T2)  d|a  und  a|d  gdw  |d| = |a|,

(T3)  d|a  und  a ≠ 0  impliziert  |d| ≤ |a|,

(T4)  e|d  und  d|a  impliziert  e|a,

(T5)  d|a  impliziert  d|(a b)  und  (n d)|(n a),

(T6)  (ca)|(cb)  und  c ≠ 0  impliziert  a|b,

(T7)  d|a  und  d|b  impliziert  d|(na + mb).

 Der Beweis dieser Eigenschaften sei dem Leser zur Übung überlassen.

 Die Eigenschaft (T7) wird häufig verwendet, und wir betrachten sie deswegen noch etwas genauer. Hierzu definieren wir:

Definition (Linearkombination)

Ein c heißt eine Linearkombination von a und b, falls n und m existieren mit

c  =  n a  +  m b.

So sind zum Beispiel

13  =  2 · 4  +  1 · 5,  8  =  2 · 4  +  0 · 5,  0  =  0 · 4  +  0 · 5,  − 1  =  1 · 4  +  (− 1) · 5

Linearkombinationen der Zahlen 4 und 5. Die Eigenschaft (T7) besagt nun: Ist d ein Teiler von a und von b, so ist d auch ein Teiler jeder Linearkombination von a und b. Eine genaue Beschreibung der möglichen Linearkombinationen zweier Zahlen a und b wird sich im Laufe unserer Untersuchungen ergeben.

 Wir betrachten nun die sog. Division mit Rest, die den Versuch beschreibt, eine Zahl a durch eine Zahl d zu teilen. Für d = 3 gilt z. B.

14  =  4 · d  +  2,  18  =  6 · d  +  0,  − 5  =  − 2 · d  +  1,  − 9  =  − 3 · d  +  0.

Für die Reste r = 2, 0, 1, 0 dieser Beispiele gilt 0 ≤ r < d. Wir zeigen allgemein:

Satz (Division mit Rest)

Für alle a und alle d ≥ 1 gibt es eindeutig bestimmte q und r mit:

a  =  qd  +  r,  0  ≤  r  <  d.

 Das „q“ steht hierbei für „Quotient“ und das „r“ für „Rest“. Die Darstellung a = qd + r mit 0 ≤ r < d nennen wir auch die Division von a durch d mit Rest r.

Beweis

Wir nehmen zunächst an, dass a ≥ 0 gilt. Sei dann q ≥ 0 maximal mit qd ≤ a. Sei r = a − qd. Dann gilt a = qd + r, und nach Wahl von q ist 0 ≤ r < d.

Sei nun a < 0. Nach dem bereits Bewiesenen gibt es q′, r′ mit

− a  =  q′d  +  r′,  0 ≤ r′ < d.

Ist r′ = 0, so ist a = − q′d + 0, und wir sind fertig. Andernfalls sei q = − q′ − 1 und r = − r′ + d. Dann ist

a  =  (− q′)d  −  r′  =  qd  +  d  +  r  −  d  =  qd  +  r,  0 ≤ r < d.

Damit ist die Existenzaussage bewiesen. Zum Beweis der Eindeutigkeit sei

a  =  q1d  +  r1  =  q2d  +  r2  mit  0  ≤  r1  ≤  r2  <  d.

Dann gilt r2 − r1 = (q1 − q2)d, also d|(r2 − r1). Dann ist aber r2 = r1, denn andernfalls wäre r2 − r1 ≠ 0 und damit ist d ≤ r2 − r1 < d, was nicht sein kann. Wegen r1 = r2 ist dann aber q1 d = q2 d, und wegen d ≠ 0 also q1 = q2. Damit ist auch die Eindeutigkeitsaussage des Satzes gezeigt.

 Sind a = qd + r und b = q′d + r′ die Divisionen von a bzw. b durch d, so gilt

a − b  =  (q − q′)d  +  r − r′.

Wegen − d < r − r′ < d gilt also r = r′ genau dann, wenn d ein Teiler von a − b ist. Zwei Zahlen a und b haben also bei Division mit d genau dann den gleichen Rest, wenn ihre Differenz durch d teilbar ist. Wir definieren entsprechend:

Definition (kongruent modulo d, a ≡  b mod(d))

Sei d ≥ 1. Zwei Zahlen a und b heißen kongruent modulo d, in Zeichen a ≡  b mod(d), falls d|(a − b).

 Diesem Kongruenzbegriff liegt folgende „geometrische“ Vorstellung der Kongruenz zugrunde: Wir können den Punkt a mit dem Punkt b zur Deckung bringen, indem wir a um ganzzahlige Vielfache von d entlang der Zahlengeraden verschieben.

 Wir schreiben auch a ≡  b ≡  c ≡  … mod(d), falls die Zahlen a, b, c paarweise kongruent modulo d zueinander sind. Es gilt zum Beispiel:

1 ≡  5 ≡  9 ≡  … mod(4),  1 ≡  − 3 ≡  − 7 ≡  … mod(4).

 Die Kongruenzrelation wird uns immer wieder begegnen und viele Beispiele für algebraische Strukturen zur Verfügung stellen.