Die reelle Ebene als Körper
Die reellen Zahlen ℝ bilden einen Körper. Wir fragen, ob wir auch die Ebene
ℝ2 = ℝ × ℝ = { (x, y) | x, y ∈ ℝ } mit einer Addition und Multiplikation so ausstatten können, dass ein Körper entsteht.
Die Addition
Als Addition bietet sich die Vektoraddition an. Setzen wir
(x1, y1) + (x2, y2) = (x1 + x2, y1 + y2) für alle (x1, y1), (x2, y2) ∈ ℝ2,
so gelten die Axiome (K1) − (K4), wenn wir als neutrales Element der Addition den Nullvektor 0 = (0, 0) wählen.
Die Multiplikation
Die Multiplikation ist schwieriger zu definieren. Ein guter Ausgangspunkt ist die skalare Multiplikation eines Vektors der Ebene mit einer reellen Zahl. Wir identifizieren x ∈ ℝ mit (x, 0) ∈ ℝ2 und fordern
(x, 0) · (x1, y1) = x (x1, y1) = (x x1, x y1) für alle x ∈ ℝ, (x1, y1) ∈ ℝ2.
Dann gilt für alle (x, y) ∈ ℝ2:
(x, y) = (x, 0) + (0, y) = x + y (0, 1) = x + y e2,
mit dem zweiten kanonischen Basisvektor e2 = (0, 1). Traditionell wird dieser Vektor in diesem Kontext mit i bezeichnet. Mit
i = e2 = (0, 1)
ergibt sich unter Verwendung des Kommutativgesetzes, dass
(x, y) = x + y e2 = x + y i = x + i y für alle (x, y) ∈ ℝ2.
Aufgrund des Distributivgesetzes muss für alle (x1, y1), (x2, y2) ∈ ℝ2 gelten:
(x1, y1) · (x2, y2) | = (x1 + i y1) · (x2 + i y2) |
= x1 x2 + i x1 y2 + i y1 x2 + i2 y1 y2 | |
= x1 x2 + i2 y1 y2 + i (x1 y2 + y1 x2). |
Diese Rechnung zeigt, dass die gesuchte Fortsetzung der Skalarmultiplikation vollständig durch den Wert i2 = (0, 1) · (0, 1) bestimmt ist. Die natürlichen Kandidaten sind i2 = 1 und i2 = −1. Die Wahl von i2 = −1 erweist sich (wie man nachrechnen muss!) als geeignet. Damit erhalten wir:
(x1, y1) · (x2, y2) = x1 x2 − y1 y2 + i (x1 y2 + x2 y1) = (x1 x2 − y1 y2, x1 y2 + y1 x2).
Diese Überlegungen motivieren die folgende Definition, die zu den bedeutsamsten Konstruktionen der Mathematik gehört: