Lösungen zu den Übungen

Übung 1

Visualisieren Sie die Konvergenz der Folge (xn)n ≥ 1 mit xn = 1 − 1/n für alle n ≥ 1 sowohl durch ein Diagramm in der x-y-Ebene als auch durch ein Diagramm auf der x-Achse.

Lösung zur Übung 1

Es gilt

limn ≥ 1 xn  =  limn ≥ 1 (1 − 1/n)  =  1.

Dies können wir in den beiden Arten wie folgt visualisieren:

hm1-AbbIDueb_real_seq_limit_1

Visualisierung des Grenzwerts 1 der Folge (1 − 1/n)n ≥ 1 in der x-y-Ebene

hm1-AbbIDueb_real_seq_limit_2

Visualisierung des Grenzwerts 1 der Folge (1 − 1/n)n ≥ 1 auf x-Achse

Übung 2

Zeigen Sie durch Nachweis der Konvergenz- bzw. Divergenzbedingung:

(a)

Sei c  ∈  . Dann konvergiert die konstante Folge (c)n  ∈   gegen c.

(b)

Die Folge 1, 1/2, 1, 1/4, 1, 1/8, 1, 1/16, … divergiert.

Lösung zur Übung 2

zu (a):

Wir zeigen die Konvergenzbedingung für c:

∀ε > 0 ∃n0 ∀n ≥ n0 xn  ∈  ] c − ε, c + ε [

Sie hierzu ε > 0 beliebig. Wir setzen n0 = 0. Dann gilt für alle n ≥ n0:

xn = c  ∈  ] c − ε, c + ε [.

Dies zeigt, dass limn xn = c.

Bemerkung

Die Beweisidee ist: Jedes offene Intervall, das den konstanten Wert c der Folge enthält, fängt die gesamte Folge ein. Für jedes ε ist der Index n0 = 0 geeignet.

zu (b):

Sei x  ∈   beliebig. Wir zeigen die Divergenzbedingung für x:

∃ε > 0 ∀n0 ∃n ≥ n0 xn  ∉  ] x − ε, x + ε [

Wir setzen hierzu ε = 1/4. Sei n0 beliebig. Dann gilt

xn0  ∉  ] x − ε, x + ε [  oder  xn0 + 1  ∉  ] x − ε, x + ε [.

Denn es gibt ein k ≥ 1 mit { xn0, xn0 + 1 } = { 1, 1/2k }, sodass die Glieder xn0 und xn0 + 1 der Folge einen Abstand größergleich 1/2 voneinander besitzen. Das offene Intervall ] x − ε, x + ε [ hat die Länge 1/2, sodass es nicht beide Glieder xn0 und xn0 + 1 enthalten kann. Dies zeigt die Divergenzbedingung für x.

Bemerkung

Die Beweisidee ist: Je zwei aufeinander folgende Glieder der Folge haben mindestens den Abstand 1/2 voneinander. Damit können wir den Beweis der Divergenz von 1, −1, 1, −1, … als Grundlage nehmen und entsprechend anpassen.

Übung 3

Wir betrachten die folgende Aussage:

„Die Konvergenz einer Folge (xn)n ∈  gegen x bedeutet anschaulich, dass die Folgenglieder xn dem x beliebig nahe kommen, ohne x je zu erreichen.“

Diskutieren Sie, zu welchen Fehlinterpretationen des Grenzwertbegriffs diese Aussage führen kann. Formulieren Sie zudem eine entsprechend verbesserte Version der Aussage.

Lösung zur Übung 3

Die Aussage lässt zwei Interpretationen zu, die nicht mit unserer Grenzwertdefinition vereinbar sind:

„ohne x je zu erreichen“

Die konstante Folge

1, 1, 1, …

konvergiert nach unserer Definition gegen 1 (vgl. Aufgabe 2). Sie erreicht damit ihren Grenzwert an jeder Stelle. Analoges gilt für die Folge 1/2, 0, 1/4, 0, 1/8, 0, … Hier wird der Grenzwert 0 von jedem zweiten Glied erreicht.

Eine mögliche Interpretation der Aussage lautet also:

„Alle Folgenglieder einer konvergenten Folge müssen sich vom Grenzwert der Folge unterscheiden.“

„die xn kommen dem x beliebig nahe“

Die Folge

1,  1/2,  1,  1/4,  1,  1/8,  1,  1/16,  …

divergiert nach unserer Definition (vgl. wieder Aufgabe 2). Sie kommt aber anschaulich sowohl der 1 als auch der 0 beliebig nahe, da ihre Teilfolgen

1,  1,  1,  …  bzw.  1/2,  1/4,  1/8,  …

gegen 1 bzw. 0 konvergieren.

Eine mögliche Interpretation der Aussage lautet also:

„Es gibt eine Teilfolge, die die Konvergenzbedingung für x erfüllt.“

Bemerkung: Einen Grenzwert einer Teilfolge nennt man einen Häufungspunkt der Folge. Durch die Aussage wird der Unterschied zwischen Grenzwerten und Häufungspunkten verwischt.

Verbesserung

„Die Konvergenz einer Folge (xn)n ∈  gegen x bedeutet anschaulich, dass die Folgenglieder xn dem x beliebig nahe kommen und auch beliebig nahe bei x bleiben. Sie können mit x zusammenfallen.“

Übung 4

Sei a > 0. Wir definieren eine Folge (xn)n ∈  rekursiv durch

x0  =  a,  xn + 1  =  12(xn + axn)  für alle n ≥ 0.(Heron-Verfahren)

(a)

Berechnen Sie x1, x2 und x3 für a = 2. Vergleichen Sie die Werte numerisch mit 2.

(b)

Man kann zeigen, dass x1 ≥ x2 ≥ … ≥ xn ≥ … ≥ 0, sodass

x  =  limn xn  =  infn ≥ 1 xn

existiert. Weiter gilt xn2 ≥ a für alle n ≥ 1, sodass x > 0. Zeigen Sie unter Verwendung der Limesregeln, dass x = a.

[ Hinweis: Verwenden Sie, dass limn xn = limn xn + 1. ]

Lösung zur Übung 4

zu (a):

Es gilt 2 = 1,414213562373095… Eine Berechnung liefert die folgenden Werte:

n

xn

xn als Dezimalbruch

xn − 2 (gerundet)

0

2

2

0,5858

1

3/2

1,5

0,08579

2

17/12

1,416

0,002453

3

577/408

1,41421568627450980392

0,000002124

zu (b):

Nach dem Hinweis und den Limesregeln gilt (mit x > 0)

x  =  limn xn  =  limn xn + 1  =  limn 12(xn + axn)  =  12(x + ax).

Damit gilt 2x = x + a/x. Auflösen nach x ergibt

x2  =  a.

Also ist x = a oder x = − a. Aus x ≥ 0 ergibt sich x = a.