Taylor-Polynome

 Der Leser kann an dieser Stelle wahrscheinlich raten, wie es weitergeht: Wir können auch die dritten, vierten, fünften, … Ableitungen an der betrachten Stelle zur Übereinstimmung bringen, um unsere Approximationen weiter zu verbessern.

Definition (Taylor-Polynome)

Sei f : P   n-mal differenzierbar bei p  ∈  P. Dann ist das Taylor-Polynom Tnpf :    der Ordnung n von f im Entwicklungspunkt p definiert durch

Tnpf (x) =  f (p)  +  f ′(p) (x − p)  +  f ″(p)2!(x − p)2  +  …  +  f (n)(p)n!(x − p)n
=  k ≤ n f (k)(p)k! (x − p)k  für alle x  ∈  .

 Nach Konstruktion stimmen die ersten n Ableitungen von f und Tnpf bei p überein. Ist f (n)(p) ≠ 0, so ist Tnpf ein Polynom n-ten Grades, andernfalls ist der Grad kleiner als n. Die n+1-Ableitung von Tnpf ist immer die Nullfunktion.

Beispiele

T0pf (x)  =  f (p)(konstante Approximation)

T1pf (x)  =  f (p)  +  f ′(p)(x − p)(Tangente)

T2pf (x)  =  f (p)  +  f ′(p)(x − p)  +  f ″(p)2 (x − p)2(Schmiegeparabel)

T3pf (x)  =  f (p)  +  f ′(p)(x − p)  +  f ″(p)2 (x − p)2  +  f (3)(p)6 (x − p)3(Ordnung 3)

 Wir schreiben o((x − p)n) bei einer Konvergenz von x gegen p für eine Funktion r mit limx  p r(x)/(x − p)n = 0. Es gilt:

Satz (Satz von Peano)

Sei f : P   n-mal differenzierbar an der Stelle p  ∈  P. Dann gilt:

f (x)  =  Tnpf (x)  +  o((x − p)n)  für x  p.

 Das Taylor-Polynom Tnpf ist unter allen Polynomen mit Grad kleinergleich n die bestmögliche Approximation an f an der Stelle p. Es ist durch die ersten n Ableitungen von f an der Stelle p eindeutig bestimmt. Ein winziger Ausschnitt von f um p legt bereits alle Taylor-Polynome fest. Vernachlässigen wir den Fehler o((x − p)n), so enthält dieser Ausschnitt die Zukunft und Vergangenheit der Funktion.

hm1-AbbIDtaylor_polynom_three_1

Die Tangente g, Schmiegeparabel h und das Taylor-Polynom dritten Grades k der oben betrachteten Funktion f an der Stelle p

hm1-AbbIDtaylor_polynom_three_2

Die Restfunktion r(x) = f (x) − k(x) konvergiert schneller als dritten Grades gegen Null, wenn x gegen p strebt. Gestrichelt ist wieder der Quotient r(x)/(x − p)3 eingezeichnet.

Bemerkung

Für die obigen Diagramme wurde die Funktion

f (x)  =  x2  −  1/2 (x − 6/10)3  +  1/5 sin(6x + π/4)  +  1/3 cos(5x + π/7)

und der Entwicklungspunkt p = 1 verwendet. Numerisch gerundet ergibt sich

k(x)  =  1,288  +  4,047 (x − 1)  −  4,131 (x − 1)2  −  11,96 (x − 1)3