Der Abstand eines Punktes von einer Geraden

 Den Abstand zweier Punkte v, u  ∈  n haben wir durch d(v, u) = ∥ v − u ∥ definiert. Durch eine „Suche nach dem kürzesten Weg“ können wir den Abstand eines Punktes von einer Menge einführen:

Definition (Abstand zwischen Punkt und Menge)

Seien v  ∈  n und U ⊆ n nichtleer. Dann heißt

d(v, U)  =  infu  ∈  U d(v, u)

der Abstand des Punktes v von der Menge U.

Beispiele

(1)

Ist U = { u }, so ist d(v, U) = d(v, u). Ist U = { u1, u2 }, so ist

d(v, U)  =  inf ({ d(v, u1), d(v, u2 })  =  min({ d(v, u1), d(v, u2) }).

(2)

Ist v = (0, 1) und U = { (λ, 0) | λ > 0 } der positive Teil der x-Achse, so ist d(v, U) = 1. Das Infimum der Definition ist hier kein Minimum.

 Mit Hilfe der Projektion können wir eine Formel für den Abstand eines Punktes v von einer Geraden G = w + span(u) angeben:

Satz (Berechnungsformel für den Abstand)

Seien v  ∈  n und G = w + span(u) eine affine Gerade im n. Dann gilt

d(v, G)  =  vw2û,vw2.

Beweis

Der Abstand bleibt gleich, wenn wir den Vektor v und die Gerade G jeweils um −w verschieben. Die Verschiebung von G um −w ist die Gerade span(u). Es gilt also

d(v, G)  =  d(v − w, span(u)).

Sei v* = v − w. Der Wert auf der rechten Seite ist die Länge der kürzesten Strecke von v* zur Geraden span(u), also die Länge des Vektors v* − pru(v*). Nach dem Satz des Pythagoras gilt

∥ v* − pru(v*) ∥2  =  ∥ v* ∥2 − ∥ pru(v*) ∥2  =  ∥ v* ∥2 − 〈 û, v* 〉2  ≥  0.

Durch Wurzelziehen ergibt sich die Formel des Satzes.