Beispiel 3: Spiegelungs-Matrizen
Sei wieder u ∈ ℝ2 normiert. Wir betrachten die Spiegelung miru : ℝ2 → ℝ2 an der von der von u erzeugten Geraden span(u). Sie wird definiert durch
(+) miru = 2 pru(v) − v = 2 〈 u, v 〉 u − v für alle v ∈ ℝ2
Wir können die Formel (+) so begründen: Ausgehend von v bilden wir den Lotvektor lotu(v) = pru(v) − v. Fügen wir das Doppelte dieses Lotvektors an v an, so gelangen wir zum an span(u) gespiegelten Vektor miru(v). Es gilt also
miru(v) = v + 2 lotu(v) = v + 2 (pru(v) − v) = 2 pru(v) − v
Äquivalent können wir das von v und miru(v) aufgespannte gleichseitige Parallelogramm mit den Ecken 0, v, v + miru(v), miru(v) betrachten. Der Schnittpunkt S der beiden Diagonalen dieser Raute ist pru(v). Damit gilt
v + miru(v) = 2 S = 2 pru(v), d. h. miru(v) = 2 pru(v) − v
Mit Hilfe von (+) und der Projektions-Matrix pru können wir die darstellende Matrix der Spiegelung leicht berechnen. Zusammen mit 1 = ∥ u ∥2 = u12 + u22 erhalten wir die symmetrische Matrix
2 pru − E2 = =
Definition (Projektions-Matrix in der Ebene)
Sei u ∈ ℝ2 normiert. Dann heißt die Matrix
A = ∈ ℝ2 × 2
die Spiegelungs-Matrix für den Vektor u. Wir bezeichnen sie auch mit miru.
Trigonometrische Darstellung einer Spiegelung
Schreiben wir u in der Form u = (cos φ, sin φ), so erhalten wir mit den Verdopplungsformeln cos(2φ) = cos2 φ − sin2 φ, sin(2φ) = 2 cos(φ) sin(φ):
miru = =
Im Vergleich zu rot2φ ist die zweite Spalte mit −1 multipliziert. Die Matrix bewirkt eine Spiegelung an der Geraden mit dem Winkel φ (und nicht 2φ) zur x-Achse. Wir schreiben auch mir2φ statt miru. Damit gilt (analog zu rotφ):
mirφ = ((cos(φ), sin(φ)), (sin(φ), −cos(φ))
Beispiel
Wir betrachten den Vektor u = (3, 2). Mit ∥ u ∥2 = 9 + 4 = 13 berechnet sich die Matrix der Spiegelung an der Geraden span(u) zu
mirû = 1∥ u ∥2 = 113
Damit gilt zum Beispiel
mirû(4, 1) = 1/13 (32, 43), mirû(3, 2) = 1/13 (39, 26) = (3, 2)
Der Vektor u schließt mit der positiven x-Achse den Winkel
φ = arg(u) = arctan(2/3)
ein. Damit gilt
mirû = mir2φ | = |
= |
Damit gilt insbesondere cos(2 arctan(2/3)) = 13/5. Dies lässt sich mit den Formeln
cos2(arctan α) = 1/(1 + α2), sin2(arctan α) = α2/(1 + α2)
überprüfen:
cos(2 arctan(2/3)) | = cos2(arctan(2/3)) − sin2(arctan(2/3)) |
= 11 + 4/9 − 4/91 + 4/9 = 513 |
Die Spiegelung von v = (4, 1) an der Geraden span((3, 2)) ergibt w = 1/13 (32, 43)