Lösungen zu den Übungen
Übung 1
Wenden Sie das Invertierungsverfahren auf die folgenden Matrizen an:
(a) | A = ∈ ℝ3 × 3 |
(b) | A = ∈ ℂ2 × 2 |
Lösung zur Übung 1
zu (a):
A0 = = B0
A1 = = B1
A2 = = B2
A3 = = B3
A3 hat eine Nullzeile. Die Matrix A ist singulär.
zu (b):
A0 = = B0
A1 = = B1
A2 = = B2
A3 = = B3
A4 = = B4
Die Matrix A ist invertierbar mit A−1 = B4. Wir haben an Zeilenoperationen nacheinander verwendet:
(1) Multiplikation der ersten Zeile mit −i. (2) Addition des −(1+i)-Fachen der ersten Zeile zur zweiten. (3) Addition der zweiten Zeile zur ersten. (4) Multiplikation der zweiten Zeile mit −i.
Übung 2
Sei A = ((a, b), (c, d)) ∈ ℝ2 × 2. Zeigen Sie:
(1) | Ist ad − bc ≠ 0, so ist A invertierbar mit A−1 = 1ad − bc (Invertierungsformel für 2 × 2-Matrizen) |
(2) | Ist ad − bc = 0, so ist A singulär. |
Die Formel ist auch für komplexe (2 × 2)-Matrizen gültig. Wenden Sie sie auf die komplexe (2 × 2)-Matrix in Übung 1 an.
Lösung zur Übung 2
zu (1):
Es gelte ad − bc ≠ 0. Dann ist die Matrix auf der rechten Seite definiert (der Nenner des Bruchs ist von Null verschieden). Es gilt
1ad − bc = 1ad − bc = E2
1ad − bc = 1ad − bc = E2
Dies zeigt die Behauptung.
zu (2):
Es gelte ad − bc = 0. Der Betrag von ad − bc ist nach einer früheren Übung der Flächeninhalt des von (a, c) und (b, d) aufgespannten Parallelogramms. Ist dieser Inhalt gleich 0, so sind die Spaltenvektoren von A linear abhängig. Damit ist A singulär. Dies ergibt sich aus den Invertierbarkeitskriterien oder direkt:
Ist A = (v; λv) und B = (u, w) beliebig, so ist die zweite Spalte von BA das λ-Fache der ersten, sodass BA ≠ E2. Analoges gilt für A = (λv; v).
zu (2), zweites Argument:
Es gilt
0 = a d − b c = 〈 (a, b), (d, −c) 〉 = 〈 (a, b), rot−π/2(c, d) 〉
Damit sind (a, b) und rot−π/2(c, d) orthogonal. Also sind (a, b) und (c, d) kollinear. Dies zeigt, dass A singulär ist.
zu (2), drittes Argument:
Die Aussage ist klar für a = c = 0, da dann A eine Nullspalte enthält. Wir nehmen also an, dass a ≠ 0 oder c ≠ 0. Ist a ≠ 0, so liefert der erste Schritt des Invertierungsverfahrens die Matrix
A1 =
(Subtraktion des λ-Fachen der ersten Zeile von der zweiten mit λ = c/a).
Wegen ad − bc = 0 ist d − bc/a = 0, sodass A1 eine Nullzeile enthält. Damit ist A singulär. Eine analoge Argumentation zeigt die Aussage im Fall c ≠ 0 (Subtraktion des λ-Fachen der zweiten Zeile von der ersten mit λ = a/c).
zu (2), viertes Argument: Die Aussage ist klar für A = 0. Wir dürfen also annehmen, dass A einen von Null verschiedenen Eintrag besitzt. Ohne Einschränkung sei a ≠ 0 (die anderen Fälle sind analog). Dann gibt es ein λ ∈ ℝ mit b = λa. Wegen ad − bc = 0 gilt ad − λac = 0, sodass a (d − λc) = 0. Wegen a ≠ 0 ist d − λc = 0, sodass d = λc. Damit ist (b, d) = λ (a, c). Als Matrix mit linear abhängigen Spalten ist A singulär.
Anwendung:
Für die komplexe Matrix
A = ∈ ℂ2 × 2
erhalten wir
A−1 = 1i − (1 + i) =
in Übereinstimmung mit der Berechnung mit Hilfe des Invertierungsverfahrens.
Übung 3
Sei n ≥ 1. Weiter seien i, j ∈ { 1, …, n } mit i ≠ j und λ ∈ ℝ.
(a) | Geben Sie Matrizen B, C ∈ ℝn × n an, sodass für alle A ∈ ℝn × n gilt: B A = „Multiplikation der i-ten Zeile von A mit λ.“ C A = „Addition des λ-Fachen der Zeile j von A zur Zeile i von A“. |
(b) | Geben Sie instruktive Beispiele für B und C an. |
(c) | Was bewirkt die Multiplikation AB bzw. AC von rechts? |
Lösung zur Übung 3
zu (a): Wir definieren B als die (n × n)-Matrix mit:
(1) | bii = λ. |
(2) | Alle anderen Diagonaleinträge sind gleich 1. |
(3) | Alle weiteren Einträge sind gleich 0. |
Wir definieren C als die (n × n)-Matrix mit:
(1) | Alle Diagonaleinträge sind gleich 1. |
(2) | cij = λ. |
(3) | Alle weiteren Einträge sind gleich 0. |
Kurz: Die Matrizen B und C entstehen aus der Einheitsmatrix En, indem wir den Eintrag von En an der Stelle i,i bzw. i,j durch λ ersetzen.
zu (b): Für n = 5, i = 2 und j = 5 erhalten wir
B = , C =
zu (c): Für die Multiplikation mit B, C von rechts gilt:
A B | = „Multiplikation der i-ten Spalte von A mit λ.“ |
A C | = „Addition des λ-Fachen der Spalte i von A zur Spalte j von A“. |
Wir erhalten hier also elementare Spaltenoperationen. In C sind die Rollen von i und j vertauscht.
Übung 4
Geben Sie invertierbare Matrizen A, B ∈ ℝ2 × 2 an mit den Eigenschaften:
(a) | Alle Einträge von A, B, A−1, B−1 sind ganze Zahlen. |
(b) | (AB)−1 ≠ A−1 B−1. |
Berechnen Sie zum Nachweis die Matrizen A−1, B−1, (AB)−1, A−1 B−1.
Lösung zur Übung 4
Wir setzen:
A = , B =
Alle Einträge sind ganze Zahlen. Mit Hilfe der Invertierungsformel aus Übung 2 berechnen wir:
A−1 = 11 =
B−1 = 11 =
Alle Einträge sind ganze Zahlen. Die Produkte der beiden inversen Matrizen berechnen sich zu
B−1 A−1 =
A−1 B−1 =
Es gilt also (AB)−1 = B−1A−1 ≠ A−1B−1 = (BA)−1.