Die Länge eines Funktionsgraphen

 Eine reelle Funktion g : [ a, b ]   hatten wir als Kurve f : [ a, b ]  2 mit f (t) = (t, g(t)) dargestellt. Wir definieren die Länge L(g) von g im Fall der Existenz durch L(g) = L(f). Wenden wir die Längenformel mit f ′(t) = (1, g′(t)) an, so erhalten wir:

Satz (Länge eines Funktionsgraphen)

Sei g : [ a, b ]   stetig differenzierbar. Dann gilt

L(g)  =  ba 1+g′(t)2 dt(Längenformel für Funktionsgraphen)

Beispiel: Länge eines Parabelbogen

Sei [ a, b ] ein reelles Intervall. Wir betrachten die Funktion g : [ a, b ]  2 mit

g(t)  =  t2  für alle t  ∈  [ a, b ],

also den durch [ a, b ] definierten Abschnitt der Einheitsparabel. Um die Länge von g zu berechnen, benutzen wir die für alle c  ∈   gültige Integrations-Formel (vgl. die Bemerkung unten)

 c2+t2 dt  =  12 (t c2+t2  +  c2 log(t + c2+t2)).

Nach der Längenformel und der Integrations-Formel für c = 1/2 gilt:

L(g) =  ba 1+g′(t)2 dt  =  ba 1+4t2 dt
=  2 ba (1/2)2+t2 dt
=  t1/4+t2+14logt+1/4+t2t=at=b

Für das Einheitsintervall [ 0, 1 ] erhalten wir speziell

L(g) =  52  +  14 log(1 + 52)  −  14 log(12)
=  52  +  14 log(2 + 5)  =  1,4789…

Der Abstand von (0, 0) und (1, 1) ist gleich 2. Numerisch ergibt sich hier 1,4142… Wir machen also einen überraschend kleinen Umweg, wenn wir die Einheitsparabel für einen Weg von (0, 0) nach (1, 1) wählen.

Zur Integrationsformel

Wir betrachten c = 1 (der allgemeine Fall ist analog). Es gilt

2  1+t2 dt  =   1+t2 dt  +   1+t2 dt.

Partielle Integration und Zusammenfassung liefert

2  1+t2 dt =  t 1+t2  −   t21+t2 dt  +   1+t2 dt
=  t 1+t2  +   t2+1+t21+t2 dt
=  t 1+t2  +   11+t2 dt

Der Areasinus Hyperbolicus arsinh(t) ist eine Stammfunktion des Integranden auf der rechten Seite, sodass

 1+t2 dt  =  12 (t 1+t2  +  arsinh(t)).

Alternativ erhalten wir eine logarithmisch dargestellte Stammfunktion durch

 11+t2 dt =   1t+1+t2 t+1+t21+t2 dt
=   1t+1+t2 (1 + t1+t2) dt
=   s ds  =  log(s)  =  log(t + 1+t2)

mit der Substitution s = t + 1+t2.