Die Ausdrücke und Formeln von ℒ
Definition (Ausdrücke)
Ein Ausdruck von ℒ ist eine Liste s0 s1 s2 … sn, in der jedes si ein Zeichen von ℒ ist.
So ist z. B. )v1=↔))∀ ein Ausdruck von ℒ.
Wir verwenden auch alle Buchstaben, die wir bislang für Mengen verwendet haben, als Variablenzeichen. Dies dient lediglich der Bequemlichkeit. Schreiben wir im Folgenden z. B. „sei A ein Ausdruck der Form x = y“, so sind mit x, y immer Variablenzeichen gemeint, d. h. es gibt i, j, sodass A die Zeichenkette vi = vj ist.
Definition (Primformeln und Formeln)
Die Primformeln oder atomaren Formeln von ℒ sind festgelegt durch:
(i) | Jeder Ausdruck der Form „x = y“ oder „x ∈ y“ ist eine Primformel. |
(ii) | Keine weiteren Ausdrücke sind Primformeln. |
Die Formeln von ℒ sind festgelegt durch:
(i) | Jede Primformel ist eine Formel. |
(ii) | Ist φ eine Formel, so ist auch ¬ φ eine Formel. |
(iii) | Sind φ und ψ Formeln, so sind auch (φ ∧ ψ), (φ ∨ ψ), (φ → ψ) und (φ ↔ ψ) Formeln. |
(iv) | Ist x eine Variable und φ eine Formel, so sind auch ∀x φ und ∃x φ Formeln. |
(v) | Keine weiteren Ausdrücke sind Formeln. |
Im Folgenden verwenden wir zumeist kleine griechische Buchstaben für Formeln.
Damit sind die wesentlichen Bestandteile von ℒ definiert. ℒ wird auch als die Prädikatenlogik erster Stufe für die Symbolmenge { ∈ } bezeichnet.
Für die Junktoren würden bereits z. B. ¬ und ∧ genügen, denn ∨, →, ↔ lassen sich mit diesen Junktoren in ihrer gewünschten Bedeutung einführen. Ebenso ließe sich z. B. der Existenzquantor mit Hilfe des Allquantors einführen:
φ ∨ ψ | = ¬ (¬ φ ∧ ¬ ψ), | |
φ → ψ | = ¬ φ ∨ ψ, | |
φ ↔ ψ | = (φ → ψ) ∧ (ψ → φ), | |
∃x φ | = ¬ ∀x ¬ φ. |
Beschränkt man sich in der Sprache auf ¬, ∧ und ∀, so sind diese vier Gleichungen einfach Definitionen von ∨, →, ↔, ∃. In unserer reichhaltigeren Sprache sind φ ∨ ψ und ¬ (¬ φ ∧ ¬ ψ) usw. verschiedene Formeln, die jedoch logisch äquivalent sind, d. h. wir können φ ∨ ψ genau dann formal beweisen, wenn wir ¬ (¬ φ ∧ ¬ ψ) formal beweisen können. (Zum formalen Beweisbegriff s.u.)
Wir wollen Klammern wo immer möglich sparen, und vereinbaren hierzu die folgende Bindungsstärke der Quantoren und Junktoren:
¬, ∧, ∨, →, ↔ (in absteigender Bindungsstärke).
Also bedeutet φ ∧ ψ → χ die Formel (φ ∧ ψ) → χ, und nicht φ ∧ (ψ → χ).
Weiter schreiben wir oft
∀x1 ∀x2 … ∀xn φ kurz als ∀x1, … , xn φ.
Ebenso für den Existenzquantor.
Unsere Sprache erlaubt keine Formeln der Gestalt ∀x ∈ y φ, ∃x ∈ y φ, wie sie in obiger Analyse von „R ist eine Relation“ auftauchen. Wir führen hierzu zwei Abkürzungen ein, die sehr häufig verwendet werden:
∀x ∈ y φ | = ∀x (x ∈ y → φ), | |
∃x ∈ y φ | = ∃x (x ∈ y ∧ φ). |