3b. Cauchy-Folgen (Lösungen)

Übung 1

(a)

Zeigen Sie, dass jede konvergente Folge beschränkt ist.

(b)

Zeigen Sie, dass jede Cauchy-Folge beschränkt ist (ohne Verwendung der Konvergenz von Cauchy-Folgen).

(c)

Sei (xn)n  ∈   eine Folge in  mit der Eigenschaft:

∀ε > 0 ∃n0 ∀n ≥ n0 |xn − xn0| < ε.

Zeigen Sie, dass (xn)n  ∈   eine Cauchy-Folge ist.

Lösung zur Übung 1

zu (a):

Sei (xn)n  ∈   eine konvergente Folge, und sei x = limn xn. Dann gibt es (mit ε = 1) ein n0 mit

∀n ≥ n0 |xn − x| < 1.

Sei n ≥ n0. Nach der Dreiecksungleichung (|xn| ≤ |xn − x| + |x|) gilt:

|xn| − |x|  ≤  |xn − x|  <  1,

sodass

|xn| < |x| + 1.

Wir setzen

s  =  max(|x0|, …, |xn0 − 1|, |x| + 1).

Dann gilt |xn| ≤ s für alle n (und damit − s ≤ xn ≤ s für alle n). Dies zeigt, dass die Folge beschränkt ist.

zu (b):

Sei (xn)n ∈  eine Cauchy-Folge. Dann gibt es ein n0 mit

∀n, m ≥ n0 |xn − xm| < 1.

Insbesondere gilt (mit m = n0)

∀n ≥ n0 |xn − xn0| < 1.

Damit können wir wie in (a) argumentieren, wobei xn0 die Rolle von x übernimmt. Wir setzen

s  =  max(|x0|, …, |xn0 − 1|, |xn0| + 1).

Dann ist |xn| ≤ s für alle n, sodass die Folge beschränkt ist.

zu (c):

Sei ε > 0. Wir zeigen:

∃n0 ∀n, m ≥ n0 |xn − xm| < ε

Nach Voraussetzung gibt es ein n0 mit:

∀n ≥ n0 |xn − xn0| < ε/2

Wir zeigen, dass n0 wie gewünscht ist. Seien hierzu n, m ≥ n0 beliebig. Dann gilt nach der Dreiecksungleichung:

|xn − xm| =  |xn − xn0 + xn0 − xm|
≤  |xn − xn0| + |xn0 − xm|
≤  ε/2 + ε/2  =  ε
Übung 2

Sei (dn)n  ∈   eine Folge reeller Zahlen größergleich 0. Weiter sei s  ∈   mit

d0  +  …  +  dn  ≤  s  für alle n  ∈  .

Zeigen Sie: Jede Folge (xn)n  ∈   mit |xn − xn + 1| ≤ dn für alle n konvergiert.

Lösung zur Übung 2

Sei (xn)n ∈  eine Folge mit:

∀n |xn − xn + 1| ≤ dn

Wir zeigen, dass (xn)n ∈  eine Cauchy-Folge ist. Dies genügt, da jede Cauchy-Folge konvergiert.

Sei ε > 0 beliebig. Wir zeigen zunächst:

(+)  ∃n0 ∀n ≥ n0  dn0  +  …  +  dn  <  ε

Beweis von (+)

Für alle n sei sn = d0 + … + dn. Nach Voraussetzung ist (sn)n  ∈   monoton wachsend und nach oben beschränkt durch s. Also existiert

s*  =  limn sn  =  supn sn.

Sei nun n0 derart, dass sn0 − 1 > s* − ε. Weiter sei n ≥ n0. Dann gilt

dn0 + … + dn  =  sn − sn0 − 1  ≤  s* − sn0 − 1  <  ε

Dies zeigt (+).

Sei nun n0 wie in (+). Weiter sei n ≥ n0 beliebig. Dann gilt nach der Dreiecksungleichung (mit einer Teleskop-Summe):

|xn − xn0| =  |n0 ≤ k < n xk + 1 − xk|
≤  n0 ≤ k < n |xk + 1 − xk|  ≤  n0 ≤ k < n dk  <  ε

Dies zeigt (zusammen mit obiger Übung), dass die Folge (xn)n ∈  eine Cauchy-Folge ist.

Übung 3

Sei xn = n für alle n  ∈  . Zeigen Sie:

(a)

limn |xn + 1 − xn|  =  limn (xn + 1 − xn)  =  0.

(b)

(xn)n  ∈   ist keine Cauchy-Folge.

Lösung zur Übung 3

zu (a): Sei n  ∈   beliebig. Dann gilt

xn + 1 − xn  =  n+1 − n  >  0,

sodass |xn + 1 − xn| = xn + 1 − xn > 0. Weiter gilt für n ≥ 1:

xn + 1 − xn =  n+1  −  n
=  n+1nn+1+nn+1+n
=  n+1nn+1+n  <  12n.

Die rechte Seite konvergiert gegen 0 für n gegen unendlich. Hieraus folgt (a).

zu (b):

Die Verneinung der Cauchy-Bedingung lautet:

∃ε > 0 ∀n0 ∃n, m ≥ n0 |xm − xn| ≥ ε.

Wir zeigen diese Aussage mit ε = 1. Sei n0 beliebig. Wir setzen

n  =  n02,  m  =  (n0 + 1)2.

Dann gilt n, m ≥ n0 und

|xm − xn|  =  (n0+1)2 − n02  =  n0 + 1 − n0  =  1  ≥  ε.

Übung 4

Sei (xn)n  ∈   eine beschränkte Folge in , und sei x  ∈  . Zeigen Sie, dass die folgenden Aussagen äquivalent sind:

(a)

x  =  limsupn xn.

(b)

∀ε > 0 ∃n0 ∀n ≥ n0  xn < x + ε  und

∀ε > 0 ∀n0 ∃n ≥ n0  xn > x − ε

Formulieren Sie eine analoge Charakterisierung des Limes Inferior.

Lösung zur Übung 4

(a) impliziert (b):

Sei x = limsupn xn. Für alle n  ∈   setzen wir

sn  =  supm ≥ n xm.

Die Folge (sn)n  ∈   ist monoton fallend und beschränkt. Es gilt

x  =  infn sn  =  limn xn

nach Definition des Limes Superior.

Beweis der ersten Aussage in (b)

Sei ε > 0 beliebig. Wegen x = infn sn gibt es ein n0 mit

sn0  <  x + ε.

Dann gilt für alle n ≥ n0

xn  ≤  supm ≥ n0 xm  =  sn0  <  x + ε.

Damit ist die erste Aussage in (b) gezeigt.

Beweis der zweiten Aussage in (b)

Annahme, die zweite Aussage in (b) gilt nicht. Nach den Verneinungsregeln gilt dann

∃ε > 0 ∃n0 ∀n ≥ n0  xn ≤ x − ε.

Seien also ε > 0 und n0 derart, dass

∀n ≥ n0  xn ≤ x − ε.

Die reelle Zahl x − ε ist also eine obere Schranke aller xn mit n ≥ n0. Dann gilt aber sn0 = supn ≥ n0 xn ≤ x − ε, sodass

x  =  infn sn  ≤  sn0  ≤  x − ε  <  x,

Widerspruch.

(b) impliziert (a):  Es gelte also

(i)

∀ε > 0 ∃n0 ∀n ≥ n0  xn < x + ε,

(ii)

∀ε > 0 ∀n0 ∃n ≥ n0  xn > x − ε.

Sei wieder sn = supm ≥ n xm für alle n. Wir setzen

x*  =  limsupn xn  =  infn sn.

Wir zeigen, dass x = x*. Sei ε > 0 beliebig. Nach (i) gibt es ein n0 mit

∀n ≥ n0  xn < x + ε.

Dann gilt aber sn0 = supn ≥ n0 xn ≤ x + ε, sodass

x*  =  infn sn  ≤  x + ε.

Da ε > 0 beliebig ist, folgt x* ≤ x.

Annahme, x* < x. Wegen x* = infn sn gibt es dann ein n0 mit sn0 < x. Folglich existiert ein ε > 0 mit

supn ≥ n0 xn  =  sn0  ≤  x − ε.

Damit gilt also

∀n ≥ n0  xn ≤ x − ε,

im Widerspruch zur Voraussetzung (ii) (angewendet auf ε und n0).

Charakterisierung des Limes Inferior

Äquivalent sind die Aussagen:

(a)

x  =  liminfn xn.

(b)

∀ε > 0 ∃n0 ∀n ≥ n0  xn > x − ε  und

∀ε > 0 ∀n0 ∃n ≥ n0  xn < x + ε